VI. Elektrizität
ungefähr, weil die Hysteresis des Eisens und andere Umstände die reine
Sinusform ein wenig stóren. Da aber die Spulen um 5, in denen der Strom
induziert wird, mit dünnen und zahlreichen Windungen umwickelt sind,
so kann man die Spannung des induzierten Wechselstromes hoch hinauf-
treiben; in der Technik der elektrischen Kraftübertragung arbeitet man
mit einer Fernleitungsspannung von 3000 bis mehr als 100000 Y. Nun
ist die elektrische Energie gleich dem Produkte 7 - E. Wir kónnen daher
bei diesen hohen Spannungen mit verhältnismäßig schwachen
Strömen große elektrische Energie erzeugen. Diese schwachen
Ströme können mittels dünner Drähte weitergeleitet werden.
Wir können so mit relativ dünnen Fernleitungen gewaltige elektrische
Energiemengen über Hunderte von Kilometern fortführen.
An der Verbrauchsstelle aber darf die Spannung keine zu hohe
sein, nicht nur, weil Glühlampen diese hohe Spannung nicht vertragen,
sondern ganz besonders, weil diese hohe Spannung größte Lebensgefahr
für alle brächte, welche mit einer solchen Leitung in Berührung kämen.
Der Wechselstrom ist nun darin dem Gleichstrom überlegen, daß er
direkt transformiert werden kann. Die beiden dünnen Drähte dd’ werden
an den betreffenden Verbrauchsstellen an einen Transformator ange-
schaltet, in dem die ursprüngliche Spannung von z. B. 10000 ¥ auf
100 ¥ herunter und dafür die ursprüngliche Stromstárke von z. B. 50 &
auf 5000. hinauftransformiert wird. Die leichte Transformierbarkeit
des Wechselstromes ermóglicht ohne allzu hohe Kosten eine Fernleitung
mit dünnen Drühten; man baut die Zentrale auDerhalb der Stadt, wo
der Grund billig, die Kohlenzufuhr bequem bzw. eine Wasserkraft zum
Betriebe vorhanden ist. Selbstverstándlich muB die Führung des hoch-
gespannten Stromes so geschehen, daß die Berührung der Drähte Un-
berufenen unmöglich wird. Diese Drähte dürfen daher nur außerhalb
der Stadt in oberirdischen Leitungen geführt werden, in stark bewohnten
Gegenden verlegt man sie in wohl isolierte, unter-
irdische Kabel.
An einzelnen Zentralpunkten des Leitungsnetzes
stehen die Transformatoren. Die technischen Trans-
formatoren (Fig. 472) haben einen geschlossenen Eisen-
kern A, so daß die magnetischen Kraftlinien nur in
Fig. 472 Eisen verlaufen. Die primäre Rolle ist z. B. in sechs
Rollen dünnen Drahtes I geteilt, die sekundáre Rolle in vier Rollen
dicken Drahtes II. Es ist eine besonders sorgfältige Isolierung nötig,
damit nicht Übergang der hohen Spannung in die dicke Leitung erfolgen
kann. Das Eisen ist unterteilt und sehr weich.
Die Periodenzahl des Wechselstromes pro sec, Frequenz, beträgt
meistens 30 —50. Eine mit Wechselstrom gespeiste Lampe leuchtet etwa
60—1i00mal in der Sekunde stárker auf. Dieser rasche Lichtwechsel
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