398 VL. Elektrizität
jetzt im umgekehrten Sinne wirkende Potentialditferenz (V, — Vj) die
elektromotorische Kraft der Selbstinduktion gerade kompensiert.
Von diesem Momente an verläuft der Ladungsausgleich zwischen der
positiv geladenen Kugel B und der negativ geladenen Kugel A in der-
selben Weise wie vorher, nur mit umgekehrter Stromrichtung, so lange
bis wieder A positiv und B negativ geworden ist, und so fort.
Der Ladungsausgleich erfolgt also in Form einer elektrischen
Schwingung.
Eine genauere Berechnung führt zum Resultat, daß bei einer solchen elektrischen
Schwingung der zeitliche Verlauf der Stromstärke durch eine Kurve wie
in Fig. 44 in $ 49 dargestellt werden kann (,gedämpfte Schwingung‘).
Die Dampfung bzw. das ,,logarithmische Dekrement'' (vgl. $ 49) ist um so grófer, je
größer der Widerstand AR der Leitung ist. Bei geringer Dámpfung (kleinem Widerstand)
ist die Periode (volle Schwingungsdauer) der elektrischen Schwingung gegeben durch
' W. Thomsons Formel
= 21 L GC,
wobei die Größen L und C in demselben Maßsystem auszudrücken sind, z.B. im
praktischen, also L in Henry und C in Farad.
L
Wenn R46 so. ist die Entladung eine aperiodische, wie die im Anfange
dieses Abschnittes betrachtete.
Die hier angenommene Versuchsanordnung mit zwei Kugeln und einer Verbindungs-
leitung ist eine rein schematische; zur experimentellen Untersuchung elektrischer
Schwingungen verwendet man die im folgenden beschriebenen Anordnungen.
640. Lißt man die beiden Belegungen einer Leidnerflasche
durch einen dicken kurzen Funken sich entladen, so besteht (Fedder-
sen 1859) der scheinbar einfache Funke aus einer Reihe von ein-
zelnen Teilfunken: oszillierende Funkenentladung. Beobachtet man
das Funkenbild in einem rasch rotierenden Spiegel, so erblickt man eine
Reihe von Spiegelbildern, die unschwer erkennen lassen, daß der Funke
abwechselnd hin und her geht.
Schaltet man z. B. in die Entladungsbahn ein Solenoid ein, so wird dieses von rasch
wechselnden Strömen durchlaufen, und es entsteht daher an jedem Ende abwechselnd
ein Nord- oder Südpol, welcher z. B. den leicht beweglichen Kathodenstrahl einer Braun-
schen Röhre ($ 671) synchron ablenkt; wir erhalten am phosphoreszierenden Schirm
einen ausgedehnten Lichtstreif, der im rotierenden Spiegel zu einer Wellenlinie aufgelöst
erscheint.
641. C in Fig. 490 sei ein Kondensator (z. B. Leidnerflasche), dessen
Belegungen c, und c, durch die dick gezeichnete Leitung mit der Funken-
strecke F (etwa 0,5 cm lang) verbunden sind. Die beiden punktiert ge-
zeichneten Drähte führen zu einer Influenzmaschine, welche c, positiv
und c, negativ auflädt. Hat diese Spannungsdifferenz an der Funken-
strecke einen gewissen Wert erreicht, so bildet sich der Funke (Wider-
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