Full text: Lechers Lehrbuch der Physik für Mediziner, Biologen und Psychologen

  
  
  
  
  
46 II. Mechanik 
62. Auch für die Biegungselastizität gelten ähnliche Gesetze. Klemmt 
man einen horizontalen Stab an dem einen Ende fest und belastet das 
andere Ende, so senkt sich dieses proportional der angewendeten Kraft. 
Dabei ist klar, daß die oberste Schicht des sich abwärts biegenden 
Stabes länger und die unterste kürzer wird, indes die ,,neutrale" Mitte 
unverändert bleibt. Um mit einer gegebenen Materialmenge eine maxi- 
male Biegungsfestigkeit zu erlangen, wird man dem Querschnitt dieses 
Materials besondere Formen geben, z. B. jene T-Form, wie wir sie an den 
Eisentraversen unserer Bauten anwenden, oder aber Rôhrenform (Halme 
vieler Gewáchse, Federkiele der Vógel und die langen Róhrenknochen 
der Tiere). 
Die Biegungsfestigkeit der Knochen ist im allgemeinen sehr groß und oft so, daß der 
Bruch an bestimmten Stellen erfolgt. Beim Oberarmknochen des Menschen treten Sprünge 
bei 120—300 kg Belastung auf, wobei die Bruchstelle am oberen oder unteren Ende liegt; 
bei der Elle ist die Bruchbelastung 70—140 kg, und es kann hier der Bruch an jeder 
Stelle eintreten. 
Auch die Längsänderung von Spiralfedern gehôrt in das Gebiet der 
Biegungs- und Torsionserscheinungen. Da auch hier die Verlängerung dem 
anziehenden Gewichte proportional ist, werden Spiralen (richtiger: schrau- 
benförmige Federn) zur Konstruktion der verschiedensten Federwaagen 
verwendet. Auch eigentliche Spiralfedern (ähnlich den Uhrfedern) werden 
in sogenannten ,,Torsionswaagen® (Federdrehwaagen) zur raschen 
Bestimmung kleiner Gewichte benützt. Während gewöhnliche Waagen 
Massen vergleichen, mißt man mit einer Federwaage Kräfte. Ein Ge- 
wicht an einer Federwaage wird auf einem Berge oder einem Luftballon 
weniger ziehen als in der Ebene, weil die Gewichtskraft wegen größerer 
Entfernung vom Erdmittelpunkte schwächer geworden ist; in einem be- 
schleunigt fallenden bzw. steigenden Lift oder Luftballon wird sich die 
Feder weniger bzw. mehr spannen ($ 19). 
Bei gleichförmiger Bewegung (Steigen oder Fallen) tritt dagegen keine 
Änderung der Spannung ein (vgl. S. 17). 
63. Die Torsionselastizitàt ist für physikalische Messungen von groDer 
Bedeutung. Hàngt man an einen vertikalen Draht oder Faden (z. B. aus 
Seidenkokon, Ouarz, Platin, sogenannter Wollastondraht) eine Magnet- 
nadel, Spule oder dgl. und dreht irgendeine, z. B. elektrische, Kraft den 
aufgehängten Körper aus der Ruhelage, so wird der Aufhängefaden tor- 
diert, bis die Torsionskraft der ablenkenden Kraft das Gleichgewicht hält. 
Das Drehungsmoment (D) des tordierten Drahtes ist direkt proportional der Winkelelon- 
gation (y) und der vierten Potenz des Drahtr^ dius (r), umgekehrt proportional der Lànge (4), 
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aber unabhàngig vom aufgehàngten Gewichte. D = zi G — Torsionsmodul (siehe 
S. 44). 
Bei allen elastischen Deformationen tritt nach plótzlichem Aufhóren 
der wirkenden Kraft nicht nur ein Zurückgehen in die Ruhelage ein, es 
     
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
   
  
  
  
   
   
  
  
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
   
  
   
    
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