Full text: Vorlesungen über Thermodynamik

    
   
  
  
  
   
    
  
    
  
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
   
  
  
  
   
  
Anwendungen auf nichthomogene Systeme 73 
für allemal nicht auf die Energie U, sondern auf die Wärme- 
funktion W zu beziehen, deren Differenz dann immer direkt die 
Wáàrmetónung ergibt. Diese Bezeichnung werden wir daher 
auch im folgenden stets anwenden. 
. $101. Um die Wàrmetónung irgend eines unter konstantem 
Druck verlaufenden chemischen Prozesses zu berechnen, genügt 
es also, die Würmefunktion W des an dem ProzeD beteiligten 
materiellen Systems im Anfangszustand und im Endzustand des 
Prozesses zu kennen. Daher kommt die allgemeine Lösung 
dieser Aufgabe.im wesentlichen darauf hinaus, die Wärme- 
funktionen aller möglichen materiellen Systeme in allen mög- 
lichen Zuständen zu finden. Sehr häufig bieten sich zur Be- 
rechnung ‘der Wirmefunktion verschiedene Wege der Über- 
führung aus dem einen Zustand in den andern dar, die dann 
entweder zur Prüfung der Theorie oder zur Kontrolle der Ge- 
nauigkeit der Messungen dienen kónnen.. So fand J. THOMSEN 
als Neutralisationswàrme einer Lósung von doppeltkohlensaurem 
Natron mit Natronlauge: 
(NaHCO, aq) + (NaHO aq) — (Na,CO, aq) = 9200 cal. 
Dagegen als Neutralisationswärme einer Kohlensäurelôsung: 
(CO, aq) + 2(NaHO aq) — (Na, CO, aq) = 20200 cal. 
Die Subtraktion dieser beiden Gleichungen ergibt: 
(CO, aq) + (NaHO aq) — (NaHCO, aq) = 11000 cal. 
Das ist die Wàrmetónung, welche der Verbindung von Kohlen- 
süure und Natronlauge zu doppeltkohlensaurem Natron ent- 
spricht, und die durch eine Messung von BERTHELOT direkt 
konstatiert wurde. 
S 102. Oft ist von zwei verschiedenen Wegen der Uber- 
fihrung der eine zur kalorimetrischen Verwertung besser ge- 
eignet als. der andere. So läBt sich die Wärmeentwicklung bei 
der Zersetzung von Wasserstoffsuperoxyd in Wasser und Sauer- 
stoff nicht gut direkt messen. THOMSEN oxydierte daher eine 
salzsaure Lósung von Zinnchlorür einmal mit Wasserstoff- 
superoxyd: 
(SnCl,-2HCl aq) + (H,0, aq) — (SnCl, aq) = 88800 cal 
  
	        
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