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Meine hochverehrten Damen und Herren!
Was hat die Physik mit dem Kampf um die Welt-
anschauung zu tun? so wird wohl mancher von Ihnen zu
fragen geneigt sein, wenn er sich den Sinn des Themas
überlegt, zu dem ich Ihnen heute einen Beitrag liefern
möchte. Die Physik beschäftigt sich doch lediglich mit
Gegenständen und Vorgängen der unbelebten Natur,
während man von einer Weltanschauung, wenn sie irgend-
wie befriedigend sein soll, verlangen muß, daß sie das
gesamte körperliche und geistige Leben umspannt und
gerade auch zu allen seelischen Fragen bis hin zu den
höchsten Problemen der Ethik Stellung nimmt.
So einleuchtend dieser Einwand auf den ersten Blick
scheinen mag, einer näheren Prüfung hält er nicht stand.
Zunächst ist zu sagen, daß die unbelebte Natur doch auch
mit zur Welt gehört, daß also eine Weltanschauung, die
Anspruch auf umfassende Geltung erhebt, auch auf die
Gesetze der unbelebten Natur Rücksicht nehmen muß,
und daß sie auf die Dauer unhaltbar ist, wenn sie mit diesen
in Widerspruch gerät. Ich brauche hier nicht hinzuweisen
auf die Schar der religiósen Dogmen, denen die physi-
kalische Wissenschaft den TodesstoD versetzt hat.
Aber mit solch negativer, zersetzender Wirkung er-
schöpft sich keineswegs der Einfluß der Physik auf die
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