Full text: Abhandlungen zur Thermodynamik

Zur Thermodynamik chemischer Vorgänge. 69 
auf der Flüssigkeit lastenden Drucke sich Gasbläschen bilden 
können, so beginnen diese aufzusteigen. Die Gasbläschen ent- 
halten nur das an der betreffenden Elektrode sich ausschei- 
dende Gas und die der Temperatur entsprechende Menge von 
Wasserdämpfen. Sie stehen unter dem Druck der Gasmasse, 
die über der Flüssigkeit steht, ferner der Wassersäule, die 
sich über ihnen befindet, endlich der Capillarspannung der 
kugeligen Grenzfläche des umgebenden Wassers. Der Druck 
im Innern einer kugeligen Capillarfläche ist bekanntlich 
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wenn r den Radius der Kugel und 7 die Spannung der Ca- 
pilarfláche bezeichnet. Setzen wir die letztere naeh den Be- 
stimmungen von Hrn. G. Qwincke gleich der Schwere von 
8,2583 mg wirkend durch ein Millimeter, so ist in einem Bläs- 
chen von 0,1 mm Radius der Druck p gleich dem von 12,14 mm 
Quecksilber; bei sehr feinen Bläschen von 0,01 mm Radius 
würde er das Zehnfaehe davon ausmachen. Es ergiebt sich 
daraus eine erhebliche Schwierigkeit für die erste Bildung der 
entstehenden Bläschen, welche auch in dem grossen Siede- 
verzug luftfreier Flüssigkeiten bekanntlich sehr auffällig hervor- 
tritt. Im Allgemeinen scheint die Bildung der Blasen an der 
Berührungsfläche der Flüssigkeit mit einer Wand, der sie nicht 
stark anhaftet, am leichtesten zu gelingen. Wie grossen Ein- 
fluss hierbei die Natur der Wand hat, ist aus dem Studium 
der Siedeverzüge wohl bekannt. Auch in Wasser gelöste 
Kohlensäure entwickelt sich viel reichlicher an Metallen, na- 
mentlich edlen, als an Glas, und an rauhen oder scharfeckigen 
Stellen des Glases mehr als an ganz glatten. Die elektrolyti- 
schen Gase zeigen ein entsprechendes Verhalten. Man muss 
anfangs eine grössere elektromotorische Kraft gebrauchen, um 
die ersten Blasen zu erhalten, als nachher nöthig ist, um die 
Entwickelung zu unterhalten. Wenn diese [663] begonnen 
hat, kann man in kleinen Schritten zu schwächeren Kräften 
absteigen. Dann steigen die Blasen schliesslich nur noch von 
einer oder einigen wenigen Stellen des Drahtes auf. Unter- 
bricht man aber die Entwickelung auch nur auf wenige Mi- 
nuten durch zu grosse oder zu schnelle Abschwächung der 
elektromotorischen Kraft, so muss man von Neuem eine viel 
grössere Kraft zur Einleitung eines neuen Blasenstroms ein- 
führen. Offenbar hat sich dann die Rissstelle zwischen 
 
	        
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