Full text: Die Physik im Kampf um die Weltanschauung

    
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
    
  
  
  
   
   
   
Zusammenbruch der theoretischen Physik sprechen darf 
in dem Sinn, daß nun alles Bisherige als unrichtig be- 
trachtet und beiseite geworfen wird. Dafür ist die Fülle 
der von der klassischen Physik erzielten Erfolge viel zu 
erdrückend. Es handelt sich nicht um einen Neubau, 
sondern um einen Ausbau und eine Erweiterung der 
Theorie, und zwar speziell für die Mikrophysik, da auf 
dem Gebiet der Makrophysik, d. h. für größere Körper 
und größere Zeiträume, die klassische Theorie ihre Gel- 
tung immer behalten wird, Der Fehler ist also offenbar 
nicht in der Grundlage der Theorie zu suchen, sondern 
zunächst nur darin, daß unter den Voraussetzungen, die 
beim Aufbau der Theorie benutzt wurden, sich not- 
wendigerweise eine befindet, die an dem Mißerfolg 
die Schuld trägt, und durch deren Beseitigung für den 
Erweiterungsbau Raum zu schaffen wäre. 
Prüfen wir nun einmal den vorliegenden Sachverhalt. 
Der theoretischen Physik liegt zugrunde die Annahme 
der Existenz realer, von den Sinnesempfindungen un- 
abhängiger Vorgänge, Diese Annahme muß unter allen 
Umständen aufrecht erhalten bleiben; auch die positi- 
vistisch eingestellten Physiker bedienen sich tatsächlich 
ihrer. Denn wenn sie auch an dem Primat der Sinnes- 
empfindungen als der einzigen Grundlage der Physik fest- 
halten, so sind sie doch, um einem unvernünftigen 
Solipsismus zu entgehen, zu der Annahme genötigt, daß 
es auch individuelle Sinnestäuschungen, Halluzinationen 
gibt, und können diese nur ausschließen durch die For- 
derung, daß physikalische Beobachtungen jederzeit repro- 
duzierbar sind. Damit wird aber ausgesprochen, was 
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