Full text: Die Physik im Kampf um die Weltanschauung

   
sammenhänge, welche einer direkten Messung unzugäng- 
lich sind. Ein Gedankenexperiment ist an keine Ge- 
nauigkeitsgrenze gebunden, denn Gedanken sind feiner 
als Atome und Elektronen, auch fällt dabei die Gefahr 
einer kausalen Beeinflussung des zu messenden Vor- 
ganges durch das Messungsinstrument fort. Die einzige 
Bedingung, von der die erfolgreiche Durchführung eines 
Gedankenexperimentes abhängt, ist die Voraussetzung 
der Gültigkeit widerspruchsfreier gesetzlicher Bezie- 
hungen zwischen den betrachteten Vorgängen. Denn was 
man als nicht vorhanden voraussetzt, darf man auch 
nicht zu finden hoffen, 7 
GewiD ist ein. Gedankenexperiment eine Abstraktion. 
Aber diese Abstraktion ist dem Physiker, und zwar so- 
wohl dem Experimentator wie dem Theoretiker, bei 
seiner Forschungsarbeit ebenso unentbehrlich wie die- 
jenige, daß es eine reale Außenwelt gibt. Denn ebenso 
wie wir bei jedem Vorgang, den wir in der Natur beob- 
achten, etwas voraussetzen müssen, was unabhängig von 
uns verläuft, müssen wir auf der andern Seite danach 
trachten, uns von den Mängeln unserer Sinne und un- 
serer Messungsmethoden möglichst zu befreien, und von 
einer höheren Warte aus die Einzelheiten des Vorganges 
zu durchschauen. Diese beiden Abstraktionen sind ge- 
wissermaßen einander entgegengesetzt. Der realen Außen- 
welt als Objekt steht der sie betrachtende ideale Geist 
als Subjekt gegenüber. Beide lassen sich nicht logisch 
deduzieren, und es ist daher auch nicht möglich, die- 
jenigen, die sie ablehnen, ad absurdum zu führen. Aber 
daß sie bei der Entwicklung der physikalischen Wissen- 
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