daß die physikalische Wissenschaft hier keine Sonder-
stellung einnimmt, sondern in ganz dasselbe Ergebnis und
in die nämliche Anschauung einmündet, wie jede andere
Wissenschaft, so verschieden auch die Ausgangspunkte
sein mögen. Die eigentliche Stärke ihrer Position zeigt
nun aber die Physik bei der weiteren Entwicklung unseres
Gedankenganges. Denn bei ihr tritt am klarsten und
unzweideutigsten die Tendenz auf, sich von ihrem
spezielleren Ursprung aus nach allen Richtungen zu er-
weitern und auszudehnen, ähnlich wie ein in gesundem
Wachstum begriffener Baum das Bestreben hat, mit
seinem Wipfel sich immer weiter in die Luft zu erheben
und seine Zweige nach allen Seiten auszustrecken,
während doch seine Wurzeln fest im Grunde haften
bleiben. Eine Wissenschaft, die nicht fáhig oder willens '
ist, über das eigene Volk hinauszuwirken, verdient nicht
ihren Namen. In dieser Beziehung hat es nun die Physik
entschieden leichter als andere Wissenschaften. Denn da
die Naturgesetze in allen Lándern der Erde die námlichen
sind, kann niemand bestreiten. Daher braucht die Physik
nicht erst um ihre internationale Bedeutung zu kämpfen,
wie z. B. die Geschichtswissenschaft, bei der man sogar
in Zweifel gezogen hat, ob es überhaupt einen Sinn habe,
von dem idealen Ziel einer objektiven Geschichts-
schreibung zu sprechen. Und wie die Wissenschaft, so
hebt sich auch die Ethik über das einzelne Volk hinaus.
Wie wäre auch sonst ein gesitteter Verkehr zwischen
Angehörigen verschiedener Völker möglich? Auch auf
diesem Gebiete ist die Stellung der Physik stark und
entschieden. Ihre wissenschaftliche Widerspruchslosig-
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