Übersicht über das vorliegende und sich unablässig
häufende Material gewinnen, welche notwendig ist, um
die auftretenden Probleme zu formulieren und weiter zu
verfolgen. Ordnung aber bedingt Einteilung, und insofern
steht am Anfang einer jeden Wissenschaft die Aufgabe,
den ganzen vorliegenden Stoff nach einem gewissen Ge-
sichtspunkt einzuteilen. Aber nach welchem Gesichts-
punkt? Das ist nicht nur der erste, sondern, wie zahllose
Erfahrungen gezeigt haben, sehr oft geradezu der ent-
scheidende Schritt auf der Bahn, welche die Entwicklung
der ganzen Wissenschaft einschlägt.
Hier ist nun von besonderer Wichtigkeit die Fest-
stellung, daß es einen bestimmten, von vornherein
zweifellos feststellbaren Gesichtspunkt, nach welchem
eine endgültige, für alle Fälle passende Einteilung ge-
troffen werden kann, in keinem Fall, in keiner einzigen
Wissenschaft gibt, da man also in dieser Beziehung nie-
mals von einem zwangsláufigen, aus der Natur der Sache
selbst entspringenden und von jeder willkürlichen Voraus-
setzung freien Aufbau einer Wissenschaft reden kann.
Über diesen Umstand müssen wir uns vor allem klar sein.
Er ist deshalb von grundsátzlicher Wichtigkeit, weil aus
ihm deutlich hervorgeht, daf gleich am Anfang einer
jeden wissenschaftlichen Erkenntnis eine Entscheidung
über den Standpunkt der Betrachtung getroffen werden
muf, zu deren Festsetzung sachliche Erwágungen nicht
ausreichen, sondern Werturteile mit herangezogen werden
müssen.
Nehmen wir ein einfaches Beispiel aus der reifsten und
exaktesten aller Wissenschaften, der Mathematik, Sie
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