Gegner, oft ohne das deutlich auszusprechen, bei der
Anordnung ihrer Gedankengänge von vornherein eın
verschiedenes Einteilungsprinzip benützten, und daß
jedweder Art von Einteilung stets eine gewisse Dosis
Willkür und damit eine gewisse Einseitigkeit anhaftet.
Noch stärker als in der Mathematik wirkt sich die Be-
deutung der Wahl des Ordnungsprinzips in jeder Natur-
wissenschaft aus. Man denke nur an die systematische
Botanik. Schon im Interesse der unentbehrlichen Nomen-
klatur ist die Einteilung aller Pflanzen nach Arten,
Gattungen, Familien usw. notwendig, und je nach der
Wahl des Einteilungsprinzips ergaben sich verschiedene
Systeme, die sich im Lauf der Entwicklung der bota-
nischen Wissenschaft gelegentlich bitter befehdet haben,
von denen aber keines als das allein berechtigte zu be-
trachten ist, da ein jedes an einer gewissen Einseitigkeit
leidet. Denn auch das heute allgemein benutzte natür-
liche System der Pflanzen, obwohl den früheren künst-
lichen Systemen weit überlegen, ist nicht ein ın allen
Teilen eindeutig bestimmtes, endgültiges, sondern unter-
liegt bis zu einem gewissen Grade gewissen Schwan-
kungen, die einer verschiedenartigen Einstellung der
maßgebenden Forscher zu der Frage des zweckmäßigsten
Einteilungsprinzips entsprechen.
Am auffälligsten und bedeutsamsten aber tritt einer-
seits die Notwendigkeit, andererseits die Willkür einer
ordnenden Betrachtung bei den Geisteswissenschaften in
Erscheinung, vor allem bei der Geschichte. Mag man
die Geschichte nach Láàngsschnitten oder nach Quer-
schnitten ordnen, mag man nach politischen, ethno-
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