ler
rte
Ferdinand von Lesseps. 107
es ihm nicht viel ſpäter, daß er ſich bei eimem andern Fall den Arm brach.
Unmittelbar danach machte der kaum zehnjährige Knabe ein ſchweres
typhöses Fieber durch, das zeitweilig ſein Leben schwer gefährdete. Ein paar
Jahre ſpäter wollte er dann, als Vierzehnjähriger, draußen vor der Stadt die
Seine durchſchwimmen, wobei er mit einer Hand ruderte, während er mit
der anderen seine Kleidungsstücke über dem Kopf hielt. Bei diesem wag-
halſigen Verſuch wäre er, da seine Kräfte nicht ausreichten, beinahe ertrun-
ken; nur mit großer Mühe gelang es ihm, nachdem er schon tüchtig Waſſer
geschluckt hatte, ans Ufer zu kommen, wo er seine völlig durchnäßte Kleidung
alsbald an einem Baum zum Trocknen aufhing, während er selbst im Adams-
koſtüm am Ufer auf- und abspazierte, bis die Sonne die Sachen getrocknet
hatte. Er hat 1884 im „Gaulois" selber dieſe Epiſode geschildert und fügt
zur Entschuldigung der mangelhaften Bekleidung, in der er damals ſich
öffentlich zeigte, mit köstlichem Humor hinzu: „Die Gegend war noch voll-
kommen menſchenleer; es ſind ja 65 Jahre darüber vergangen, und ich
dachte damals noch nicht an meine künftige Akademiewürde.“
Sieben Jahre lang, von 1815—1822, besuchte Ferdinand von Lesſeps,
anfangs zuſammen mit seinem älteren Bruder Theodor (geboren am
25. September 1802 in Cadix, gestorben als Senator und Direktionsmitglied
der Suezkanalgesellſchaft am 20. Mai 1874 in Saint-Germain en Laye),
das ausgezeichnete Collége Henri Quatre in Paris, dem er zeitlebens treue
Anhänglichkeit bewahrte. Es war das eine ſehr glückliche Zeit für ihn, über
die er ſich als alter Mann 1883 selbst äußerte: „Jch bin hier immer zufrieden
und fröhlich gewesen; manchmal schlug mein lebhaftes Temperament über
die Stränge, aber man hat es mir nie übel genommen, weil alle meine
Kameraden, meine Profeſſoren und Lehrer mich gern hatten, wie ich auch
ſie gern hatte."
Nachdem er 1822, kaum ſiebzehnjährig, das Abiturientenexamen bestan-
den hatte, studierte er Jura, um sich, dem Beiſpiel seines Vaters, Oheims,
Großvaters und andrer Familienmitglieder, so auch seines älteren Bruders
folgend, der Konſulatskarriere zu widmen. Bald darauf bekam er eine An-
stellung bei der Militärintendantur mit einem monatlichen Gehalt von
200 Frs. Als aber sein Oheim 1825 als Generalkonſul nach Liſſabon ging,
wurde Ferdinand, auf deſſen Fürſprache hin, gestattet, als unbesoldeter
Vizekonſulatsaſpirant ihn dorthin zu begleiten. Der Abschied von der
liebenden Mutter, der Schwester und dem jüngsten Bruder war sehr ſchmerz-
lich, aber die Familie war dennoch stolz, daß Ferdinand in ſo jungen Jahren
~ er war noch nicht 20 Jahre alt = eine ſolche Vertrauensſtellung erlangt