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Ferdinand von Lesseps.
das ihm vom Minister des Auswärtigen, Guizot, mit einem höchst ſchmeichel-
haften Begleitſchreiben zuging.
Im Juni 1843 brachen neue Unruhen in Barcelona aus und führten
abermals zu erbitterten Straßenkämpfen und Bombardements. Während
des ganzen Jahres wurde die Ordnung nicht wiederhergestellt. Leſſeps
hatte noch vielfach Gelegenheit, sich hervorzutun, und empfing im Oktober
ein abermaliges Dankschreiben des Ministers Guizot. Im Januar des
nächsten Jahres, nachdem die Ordnung in Spanien wiederhergestellt und
die Thronbesteigung der Königin Jſsabella proklamiert war, erhielt Lesſſeps
einen ſsechsmonatlichen Urlaub, blieb aber über ein Jahr in Frankreich,
wo er mehrfach Gegenstand sehr großer Ehrungen war. Ersſt im April
1845 kehrte er nach dem inzwiſchen wieder völlig beruhigten Barcelona
zurück und genoß nun hier ein ruhiges Jahr, das durch die hohe Wertschätzung
der jungen Königin und anderer vornehmer Spanier verſchönt wurde. Bald
aber traf abermals Lesseps und seine junge Frau ein schwerer Schickſals-
ſchlag: am 14. Mai 1846 starb ihr jüngster Sohn Ferdinand Marie Jules
(geboren in Barcelona am 25. August 1842). An dem tiefen Schmerz der
Eltern nahm die ganze französiſche Kolonie der Stadt, ja, ganz Barcelona
aufrichtigen Anteil.
Gegen Ende des Jahres 1846 wurde in Paris sehr eifrig erwogen, Lesſſeps
als Generalkonsul nach Kairo zu ſchicken, doch zerſchlug ſich der Plan noch
einmal: er blieb einstweilen in Spanien, was auch seinen eignen damaligen
Wünſchen durchaus entsprach. Die Stürme des Jahres 1848, die in der
Februarrevolution das franzöſiſche Bürgerkönigtum hinwegfegten, er-
ſchütterten Leſſeps' Stellung nicht, sondern hoben den bewährten Beamten
nur höher empor. Im April 1848 wurde er zum Gesandten und bevoll-
mächtigten Minister der franzöſiſchen Republik in Madrid ernannt, wohin
er nunmehr mit seiner Familie übersiedelte, die am 1. Juni 1847 durch
noch ein Söhnchen, Ferdinand Marie Victor vermehrt worden war, und
die bald nach der Ende Mai erfolgten Ankunft in Madrid, am 1. Juli 1848,
einen weiteren Zuwachs in Gestalt des jüngsten Söhnchens, Aimé Victor,
erhielt. Mit größter Auszeichnung und aufrichtiger Freude wurde Lesſeps
am Madrider Hofe willkommen geheißen und mit seiner Gattin so oft von
der Königin und den vornehmen Madrider Familien zu ihren Festen und
geselligen Veranstaltungen hinzugezogen, daß Frau de Lesſeps sich bereits
nach dem stilleren Leben in Barcelona zurückzuſehnen begann.
Der Aufenthalt in Madrid währte nur dreiviertel Jahre. Leſſeps mußte
den Gesandtenpoſten in Madrid, als das Gestirn des dritten Napoleon auf-