124 Ferdinand von Lesseps.
lichſter Korreſpondenz verblieb, in der Obhut seines Schwagers, des Herrn
Victor Delamalle, zurück. Die Schwierigkeiten, die ſich dem Kanalunter-
nehmen und der neugegründeten „Compagnie Universelle du Canal mari-
time de Suez“ entgegenſstellten, waren trotz der finanziellen einstweiligen
Sicherstellung des 200 Millionenprojekts noch immer groß genug. In
Ägypten setzte der britische Konſul dem Khedive arg zu, daß er dem
Leſſepsſchen Plan seine Unterstützung entziehen solle, und Said Paſcha,
der es mit den Engländern nicht verderben durfte, mußte nun hin und her
lavieren und ſich stellen, als wolle er von dem Kanal nichts wissen und
hören, dem insgeheim nach wie vor ſeine vollſte Sympathie und Unter-
stützung gehörte. Dennoch schritt Leſſeps unbeirrt mit raſchen Schritten
dem Ziele zu, das er ſich gesteckt hatte. Im April 1859 legte er den Grund-
ſtein zu einer neuen Stadt, welche die Eingangspforte des neuen Kanals
am Mittelmeer bilden sollte, und die er seinem Gönner Said Paſcha zu
Ehren Port Said nannte –~ man weiß, was seither in einem halben Jahr-
hundert aus dieser Gründung geworden ist, die längst Suez und ſelbſt die
meiſten ägyptiſchen Städte an Bedeutung überflügelt hat. Im April 1862
folgte dann im inneren Fsthmus ſelbſt die Gründung einer weiteren Stadt,
die zuerſt Timſah genannt wurde und heute Ismailia heißt.
Der 25. April 1859 war der große Tag, an dem der erſte Spatenſtich
zu dem impoſanten Werke des Kanalbaus getan wurde. Die Arbeiten
schritten stetig vorwärts, obwohl sich auch in techniſcher Beziehung (von
der finanziellen ganz zu ſchweigen) ihrer glatten Durchführung viele
Hindernisse entgegenſtemmten. Vielleicht die größte Schwierigkeit bot die
Beschaffung des erforderlichen Trinkwassers für die an dem Werke beschäf-
tigten 25 000 Arbeiter. Im Jahre 1862 mußten acht Neuntel der geſamten
vorhandenen 1800 Kamele allein dem Wassertransport diensſtbar gemacht
werden, und nur die Beſchaffung des Trinkwassers verurſachte Kosten von
täglich 8000, im Jahre rund drei Millionen Francs.
Am 18. November 1862, am Vortage von Lesſſeps’ 57. Geburtstag,
um 11 Uhr morgens, traten die Waſſer des Mittelmeers in den See Timſah,
der bereits mit dem Roten Meer zusammenhängt. Damit war die Hälfte
der zu bewältigenden Arbeit erledigt. Kaiſer Napoleon verlieh Leſſeps das
Kommandeurkreuz der Ehrenlegion und erfreute ihn mit einer herzlichen
Depesche.
Wie aber faſt stets in Leſſeps’ Leben auf einen Tag des Triumphes
und der stolzen Freude alsbald ein ſchmerzlicher Rückſchlag folgte, so geſchah
es auch jezt. Schon im Dezember 1862 wurde er durch den Geſundheits-