136 Ferdinand von Leſſeps.
als die alleinige treibende Kraft, sondern nur als eine Art von Aushänge-
ſchild, als einen Ehrenvorſizenden, der mit dem Glanze seines Namens ein
an sich gutes Unternehmen decken und stützen sollte. Die Hauptarbeit über-
ließ er mit vollem Recht anderen + war es da seine Schuld, wenn diese
anderen ſich teilweiſe unwürdig und verbrecheriſch zeigten?
Die Geschichte des berüchtigten, riesenhaften Panamaſkandals ſei hier
nur kurz geſtreitt. Am 1. Februar 1882 begann man mit dem Bau des
Kanals, desſen Koſten auf 843 Millionen Francs veranſchlagt worden waren,
und der vertragsmäßig in 12, spätestens in 18 Jahren fertiggestellt sein
sollte. Die Zeichnung der Aktien ließ zwar, trotz Leſſeps' Beteiligung am
Unternehmen, unerwartet stark zu wünschen übrig; das Großkapital hielt
ſich auffallend zurück, in den Vereinigten Staaten von Amerika begegnete
man dem franzöſiſchen Unternehmen, in dem man eine Verletzung der
Monroe-Doktrin ſah, wonach keine europäische Nation, ohne Genehmigung
der Union, auf amerikaniſchem Boden neue Erwerbungen machen und Unter-
nehmungen in Angriff nehmen darf, mit unverhohlenem Mißtrauen. Dennoch
waren im Dezember 1881 500000 Aktien zu je 500 Francs, meist von kleinen
Sparern, gezeichnet, und man ging frohgemut ans Werk, um den Kanal
herzustellen, der bei 75 km Länge eine Tiefe von 8,5 und eine Breite von
56 m in der Ebene, von 22 m im Bergland erhalten sollte, wobei der zwiſchen-
gelagerte Gebirgszug der mittelamerikanisſchen Anden in einem 6 km langen
Tunnel durchbrochen werden sollte. Sehr bald zeigte es ſich, daß die Koſten
viel zu niedrig geſchätzt waren, daß die Arbeiter und Ingenieure in dem bös-
artigen Klima Panamas fürchterlich dezimiert wurden, und daß allgemein
die Schwierigkeiten bedeutend größer, als vorhergeſehen, waren. Bis 1884
mußten vier große Anleihen aufgenommen werden. Als im Jahr darauf
allein 376 Million Francs, mehr als eine Million pro Tag, an Baukosten
verausgabt werden mußten, schätzte Lesſeps die erforderlichen Ausgaben
ſchon auf 1200 Millionen Francs. Nach Zsjähriger Arbeit war 1886 aber
erſt etwa ein Sechstel der erforderlichen Gesamtarbeit erledigt, und dabei
wurden die finanziellen Verhältnisse der Gesellschaft immer kritischer. Noch
einmal gelang es Leſſeps, 160 Millionen aufzutreiben, aber die Hinder-
niſſe waren größer, als seine Finanzkunst. 1887 beſchloß man, um an
Kosten zu ſparen, von dem in Aussicht genommenen Niveaukanal abzu-
ſehen und einen Schleuſenkanal zu bauen; doch schon war es zu ſpät: die
finanziellen Schwierigkeiten wurden immer größer, und ſchließlich erfolgte
im Dezember 1888 der Zuſammenbruch: die Kupons der Aktien konnten
nicht mehr eingelöſt werden, und am 15. März 1889 fiel die Gesellschaft