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Alfred Nobel. 145
Es gelang ihnen, obwohl sie nahezu aller Mittel entblößt waren, abermals
eine Induſtrie ins Leben zu rufen und durch glückliche Erfindungen auf
dem Gebiete der Sprengstofstechnik bald aufs neue einen großen Wirkungs-
kreis zu erlangen. Das Nitroglyzerin war es, an das der wichtigste Teil
ihrer Tätigkeit und ihrer künftigen Erfolge anknüpfte. Das Nitroglyzerin
war zuerſt 1846 durch Sobrero hergestellt und als ein äußerst exploſiver
Körper erkannt worden. Doch hatte man lange nicht gewagt, es ſyſtematiſch
zur Herſtellung von Sprengstoffen zu verwenden, weil es nicht nur höchst
exploſiv, ſondern auch sehr giftig war. Emanuel Nobel und seine beiden
Söhne ſuchten nun dieses berüchtigte Nitroglyzerin der Sprengtechnik dienst-
bar zu machen. Ihre Arbeiten führten dazu, daß Alfred Nobel, nachdem
ihm ſchon im September 1857 sein erstes Patent auf eine Verbesserung
am Gasometer erteilt worden war, am 4. Oktober 1863 sein erstes wichtiges
Patent auf eine Miſchung von gewöhnlichem schwarzen Pulver mit Nitro-
glyzerin erhielt, die eine erhebliche Sprengkraft beſaß, aber dennoch nur in
beſchränktem Umfang Verwendung finden konnte. Noch erheblich bedeu-
tungsvoller war Alfreds nächſte Erfindung, die ihm 1864 patentiert wurde,
die des Zündhutes. Auf das Wesen dieser hochbedeutſamen Erfindung kann
hier nicht näher eingegangen werden, es sei nur das folgende kurz erwähnt.
Man pflegte bis dahin alle Sprengstoffe durch Entzündung von außen zur
Exploſion zu bringen. Beim Nitroglyzerin hatte diese Art der Zündung
ihre großen Schwierigkeiten, weil in gewöhnlicher Flamme der ölartige
Sprengstoff einfach verbrennt, ohne zu explodieren, und man konnte ihn
daher lange Zeit nicht als ſelbſtändigen Sprengstoff für praktiſche Zwecke
benutzen. Alfred Nobel unterſuchte daher, ob die exploſive Wirkung des
Nitroglyzerins nicht auch durch andere Umstände ausgelöſt werden könne,
und fand nach mehr als 50 Verſuchen, daß eine plötlliche Energieentbindung
im Innern der Masse eine äußerſt wirksame Exploſion des Nitroglyzerins
herbeiführe. Auf dieſer Wahrnehmung beruhte die Konſtruktion seines
„Hündhutes“, einer Kupferhülſe, in dem eine geringe Menge knallſauren
Queckſilbers zur Detonation gebracht wird (Jnitialzündung). Diese Er-
findung ermöglichte die Verwendung des Nitroglyzerins („Sprengöls") als
ſelbſtändigen Sprengſstoffs, und da dieſer Stoff alle vorher bekannten Mittel
der Sprengtechnik bei weitem an briſanter Wirkung übertraf, so ist es klar,
daß die Einführung des Zündhutes in die Technik eine Tat von fundamen-
taler Bedeutung war. Maßgebende Sachverſtändige haben später erklärt,
daß dieſe Erfindung im Gebiet der Sprengtechnik zweifellos die be-
deutendsſte ſeit der Erfindung des Schießpulvers gewesen ſei.
Hennig, Buch berühmter Ingenieure
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