Full text: Das Buch berühmter Ingenieure

   
Alfred Nobel. 147 
Aber auch von anderer Seite drohten der Nitroglyzerinfabrikation Hinder- 
niſſe. Eine Reihe von verderblichen Exploſionen war in versſchiedenen 
Ländern Europas und Amerikas durch die Benutzung des Nitroglyzerins 
verurſacht worden, und ein wachſendes Mißtrauen gegen das unheimliche 
Öl war die Folge davon, ja einige Länder gingen mit dem Plane um, die 
Verwendung und ſogar die Durchfuhr dieſes Sprengstoffes durch ihren 
Bereich zu verbieten. 
Dennoch blieben auch ſchöne Erfolge nicht aus. In den ſchwedischen 
Bergwerken erfreute ſich das „Nobelſche Sprengöl“ wachsender Beliebtheit, 
und am 10. Oktober 1864 verfügte die ſchwediſche Eiſenbahndirektion die 
Verwendung des Nitroglyzerins zur Herstellung eines größeren Tunnels 
in der Nähe von Stockholm. Man mußte an eine Herſtellung des Sprengöls 
in größerem Maßſtabe denken, und am 11. November 1864 gründete daher 
Alfred Nobel zuſammen mit dem Konſul Smitt und dem Kapitän Wenner- 
ſtröm eine „Nitroglyzeringesellſchaft", der es im Jahre 1865 auch gelang, 
in Vinterviken bei Stockholm, den Bau einer neuen Nitroglyzerinfabrik auf 
feſtem Lande zu ermöglichen. Eine ähnliche Fabrik entstand bald danach 
auf norwegiſchem Boden, in Lyſaker, und noch im selben Jahre tat ſich in 
Hamburg, wohin man Alfred Nobel zu kommen eingeladen hatte, auch eine 
deutſche Geſsellſchaft „Alfred Nobel & Co." zuſammen, die außer Nobel 
ſelbſt aus dem Rechtsanwalt Dr. Bandmann und dem Kaufmann Winkler 
beſtand, und die in Krümmel an der Elbe eine gleiche Fabrik ins Leben rief. 
Diese deutſche Nitroglyzerinfabrik hat sich seither, nachdem das alte Ge- 
bäude 1870 bei einer Exploſion in die Luft geflogen war, zum bedeutendsten 
Sprengstoffunternehmen des europäiſchen Kontinents entwickelt. 
Der Sieg des Nitroglyzerins war jedoch damals noch ganz und gar 
nicht entſchieden. Ihn endlich auf der ganzen Linie zu erringen, war wieder 
Alfred Nobels eigenstes Verdienst. Die flüſſige Form des Nitroglyzerins 
war für viele Fälle ein bedeutendes Hindernis seiner Verwendbarkeit. Seit 
1863 war daher Alfred Nobel bemüht, einen Sprengstoff herzuſtellen, der 
die hervorragenden Eigenſchaften des Sprengöls an einen festen Körper zu 
binden gestattete. Ein Zufall hatte ihm den Weg zu dieſem Gedanken 
gewieſen. Eines Tages war etwas Nitroglyzerin aus einem brüchig ge- 
wordenen Gefäß ausgelaufen (was nicht selten vorkam und die Gefahren 
der Aufbewahrung größerer Mengen von Sprengöl wesentlich erhöhte) 
und hatte den für die Verpackung benutzten Stoff, eine poröſe Erdmasse, 
getränkt. Nobel sah mit Erstaunen, daß auf solche Weiſe eine feſte Masse 
entstand; die ohne Gefahr weiter behandelt werden konnte und dennoch 
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