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Alfred Nobel. 161
das Forterben großer Vermögen in einer Familie für ein Unglück, ja, er
behauptete geradezu, „daß die großen ererbten Vermögen niemals Glück
gebracht haben. Sie dienen nur dazu, die Befähigung einzuſchläfern. Des-
halb sollte der Besitzer eines großen Vermögens seinen Erben, auch in
gerader Linie, nie mehr als einen kleinen Teil desselben überlaſsen, nur
gerade so viel, daß ſie ſich eime Bahn in der Welt brechen könnten." Alfred
Nobel, der selbſt keine Kinder, keine Familie hinterließ, der kaum eine
Heimat sein eigen nannte, war ganz der Mann dazu, diesem Gedanken die
Tat folgen zu laſſen. Je einsamer es um ihn in der Welt wurde, um ſo
mehr erglühte sein Herz nur noch einer einzigen Göttin, der Wissenſchaft.
„Der Mann ſchien ſich unglücklich zu fühlen, ein Menſchenverächter zu ſein,
und von umfassendſter Bildung, von tief philoſophiſchem Weltblick“ war
der Baronin Suttner erster Eindruck aus seinen Briefen, ein Eindruck, der
bei ſpäterer perſönlicher Bekanntſchaft in Paris durchaus bestätigt wurde.
Als ſchwermütig, traurig und doch auch ſpöttiſch schildert ſie sein Wesen,
ganz wie es einem Menſchen entſprechen mußte, der Byron zum Lieblings-
dichter erkoren hatte, seine Werke seitenlang auswendig zu zitieren ver-
mochte, und der in der großen Weltstadt Paris fast bis zur Menſchenfeind-
ſchaſt zurückgezogen vom geselligen Verkehr lebte.
Als er einst Pasteurs Wort kennen lernte: „Es ist der Mangel an
Kenntnis, welcher die Menſchen trennt, und die Wiſsſsenſchaft, welche ſie
vereint“, empfing Nobel einen der stärksten Eindrücke seines Lebens, und
fortan lebte er der Überzeugung, daß nur die Wissenſchaft die Menschen
beſſer und glücklicher und vollkommener machen könne, die Wissenschaft im
Bunde mit dem ewigen Frieden. Mancher mag geneigt sein, ſolche Ideen
für phantaſtiſch zu halten ~ darüber zu rechten, ist hier nicht der Ort. Aber
der hohe Idealismus, die Menſchenfreundlichkeit, das weiche Gemüt jenes
Melancholikers und scheinbaren Menſchenfeindes blitzt aus einer derartigen
Weltanschauung hell genug hervor, und Alfred Nobel war nicht der Mann
des Philoſophierens und der grauen Theorie, sondern ein Mann der Tat:
und er suchte in die Wirklichkeit umzuſeßen, was ihm als Ideal vorſchwebte.
Als er z. B. für ſeines Landsmanns Andrée tollkühnen Verſuch, im Ballon
den Nordpol zu erreichen, deſſen tragiſche Verwirklichung (11. Juli 1897)
er nicht mehr erlebte, eine Summe von 80000 Francs stiftete, begründete er
ſein Handeln in einem Brief an die Baronin Suttner mit den ungemein
charakteriſtiſchen Worten: „Sehen Sie, damit will ich auch der Sache des
Friedens dienen, denn jeos neue Entdeckung läßt in den Gehirnen der
Reaſqjet Spuren, die ü és erttüglithcn, daß deſto mehr Gehirne der nächsten
H ig, Buch berühnter Ingenieure. 11