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Henry Bessemer.
ein kleines Landgut in Charlton bei Hitchen in Hertfordshire zu erwerben,
wohin er sich vor den Stürmen des Lebens zurückzog. Nach einiger Zeit
begann er hier abermals eine neue Tätigkeit, indem er für die große Typen-
gießerei von Henry Caslon in London Buchsſtabentypen zu schneiden be-
gann, die durch Schönheit und Eigenart so ausgezeichnet waren, daß der
Besitzer der Gießerei ein häufiger Gast in Charlton wurde.
Als nun dem Chepaar Bessemer hier am 19. Januar 1813 ein Sohn
geboren wurde, stand Mr. Caslon Pate bei dem Täufling, der nach ihm
den Vornamen Henry erhielt. Später taten sich Caslon und Besſemer
Vater zur Gründung einer neuen Fabrik zuſammen, die in Charlton ſelbſt
erbaut wurde. Hier hatte Henry Besſſemer schon als Knabe Gelegenheit,
ſich Kenntniſse im Betriebe von Gießereien und metallurgiſchen Betrieben
zu erwerben, für die er zeitlebens ein hervorragendes Interesse behielt.
Schon frühzeitig ſtand in ihm der Entschluß fest, ein praktischer In-
genieur zu werden. Nachdem er die Schulzeit beendet hatte, bat er daher
ſeinen Vater, ſich diesem Beruf widmen und ſich zunächſt zu Hauſe prak-
tiſche Kenntniſſe erwerben zu dürfen. Der Vater willigte gern ein. Nach-
dem Henry in Charlton ein oder zwei Jahre am Schraubstock und an ähn-
lichen Werkzeugen gearbeitet hatte, regte ſich in ihm der Drang, selbständig
zu schaffen. Er konstruierte, mit Genehmigung seines Vaters, verschiedene
kleine Maſchinenmodelle, z. B. eine kleine Maschine zur Herstellung von
Ziegelsteinen, die, aus weißem Pfeifenton gefertigt, von dem Maschinen-
modell geformt wurden. Die Metallteile ſeiner Modelle, die Räder, Rollen
uſw., pflegte er ſich ſelbſt zu gießen, da ihm in der väterlichen Fabrik der
Zutritt zu den geſchmolzenen Metallmaſsſen und deren Benutzung stets
gestattet war. Er erzählte ſpäter selbst, wie ihn auch auf abendlichen Spazier-
gängen, die er, nur von einem Lieblingshund begleitet, oft unternahm, die
Gedanken an das geſchmolzene Metall und seine Umwandlung in allerhand
Formen nicht verließen, und wie er häufig einen Klumpen gelben Lehm
von der Straße aufgenommen und ihn zu einem Kopf oder irgendeinem
anderen Objekt geformt habe, um später dies Gebilde in Metall zu gießen.
Alle zwei Monate wurde der große Schmelzofen der Fabrik einmal
zur Herstellung von Typenmetall gebraucht. Dabei mußte irgend ein
wichtiges Fabrikgeheimnis im Spiel sein, denn der Zutritt zum Schmelz-
hauſe war um diese Zeit allen, die nicht unmittelbar mit der Fabrikation
zu tun hatten, verboten. Auch dem jungen Henry war eingeschärft worden,
daß er an ſolchen Tagen das Schmelzhaus zu meiden habe; aber sein wiß-
begieriger Sinn ſah in dieſem Verbot nur einen besonders starken Anreiz,