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Henry Beſsemer.
ihren Einzelheiten dauernd aufbewahren könnten. Er hatte auf dem Bri-
tiſchen Muſeum verschiedene Unterredungen wegen der Verwertung seiner
Erfindung, doch führten dieſe zu keinem praktischen Ergebnis. Im Jahre
1836 aber veranlaßte die Erfindung eine erfreuliche Bekanntschaft Besſemers
mit dem im Gebiete der Metallurgie als Autorität bekannten Dr. Ure.
Nicht viel ſpäter erdachte Beſſemer einen Lochſtempel zur leichten
Abstempelung und sichtbaren Entwertung von Schriftstücken aller Art,
wodurch Fälſchungen vorgebeugt werden konnte. Die Erfindung wurde
vom Stempelamt eingeführt. Auf eine Anregung seiner Braut, von der
wir sogleich hören werden, verbesſerte Beſſemer seine Erfindung dann noch
insofern, als er seinen Stempel durch ein System beweglicher Daten ver-
vollkommnete, die von Tag zu Tag verändert werden konnten. Auch diese
Erfindung teilte er dem Stempelamt mit, das sie auch sogleich einführte,
ohne aber den Erfinder anders als mit einem „Vielen Dank“ zu entschädigen.
Der auswechſelbare Datumstempel erſparte der engliſchen Regierung im
Jahre rund 100 000 Pfund Sterling = 2 Millionen Mark, aber nicht einen
Pfennig Vergütung ließ man dem Manne zukommen, der vertrauensvoll,
in der ſelbſtverſtändlichen Erwartung, es mit Gentlemen zu tun zu haben,
ſeine Erfindung den maßgebenden Beamten der Steuerbehörde mitgeteilt
hatte! ~ Wir werden späterhin hören, daß Beſſemer auch noch bei anderer
Gelegenheit die skrupelloſe Unvornehmheit der engliſchen Behörden kennen
gelernt hat, über die, bis auf unsere Zeit, schon so mancher bitter geklagt
hat, und die, wie Beſsemers Erlebnisse zeigten, nicht nur gegen den Aus-
länder, ſondern unter Umständen auch gegen den Landsmann ausgespielt
wurde, wenn der erwartete Vorteil groß genug war, um ein Hinwegsetzen
über Anstand und Recht als wünschenswert erscheinen zu lassen.
Durch diese trübſeligen Erfahrungen wurde Besſemer veranlaßt, mit der
Bekanntgabe und Auswertung seiner Erfindungen wesentlich vorsichtiger zu
iwerden, als er es bis dahin gewesen war. Und er erfand noch außerordent-
lich viel. So folgte z. B. dem Datumſstempel eine Methode, gepulverten
Graphit zu komprimieren, und andere Erfindungen. Er war in dieser Zeit
unausgesett und sehr eifrig tätig und gönnte sich wenig freie Zeit zur Er-
holung. Erst am späten Abend war er meiſt frei von Tätigkeit und benutzte
dieſe ſeine Mußesſtunden mit Vorliebe für Beſuche und gute Gespräche
mit seinem alten Vater und seinen beiden Schwestern, die dem Vater,
nach dem Tode der Mutter, in London die Wirtſchaft führten. Außerdem
gab es aber noch ein anderes Heim in London, das ihn zuweilen mit ma-
giſcher Unwiderstehlichkeit anzog. Das war die Wohnung seines Freundes