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192 Henry Beſsemer.
Company“ jettt dem Ruin entgegenging, daß er rund 680 000 Mark ein-
büßte, und daß für ihn die Arbeit von Jahren vergeblich gewesen war und
eine Lieblingsidee zu Grabe getragen werden mußte. Er empfand diesen
Fehlſchlag außerordentlich bitter, doch scheint er sich niemals dazu haben
entschließen zu können, einen nochmaligen Versuch mit der an ſich ganz
geſunden Idee des „Besſſemer-Salon“ zu machen, die daher seitdem in der
Praxis nicht wieder verwirklicht worden iſt.
Als ihm ohne seine Schuld ein derartiges Fiasko widerfuhr, hatte er
ſich von seiner sonstigen geschäftlichen Tätigkeit bereits zurückgezogen und
die Leitung seiner großartigen geschäftlichen Unternehmungen, insbesondere
der „„Bessemer Steel Works“ abgegeben, deren ungeheurer Aufschwung
freilich durch das Ausscheiden des Gründers nicht beeinträchtigt wurde.
Neunundfünfzig Jahre alt war Beſſemer, als er ſich 1872 zur Ruhe sette, um
seinen Lebensabend, der noch lange währte, nach Möglichkeit zu genießen,
ſeinen Liebhabereien, Neigungen und Experimenten ganz nach Gefallen
lebend, umgeben von Reichtum und Behaglichkeit, im Kreise seiner Familie
und hoch geachtet und geehrt von aller Welt. 1871 wurde er vom „Iron
and Steel Institute‘, dessen Mitbegründer er 1868 gewesen war, zum Präſi-
denten auf zwei Jahre, 1879 von der „Royal Society“ zum Mitgliede er-
nannt, und im lettgenannten Jahre wurde er am 26. Juni geadelt. Diese
Anerkennung ſeitens der Regierung seines Vaterlandes kam außerordent-
lich ſpät, wie überhaupt die Stellungnahme der engliſchen Behörden zu
ihm und zu seiner Erfindung lange Zeit hindurch ſehr merkwürdig, um
nicht zu sagen, geradezu unfreundlich war. Wir hörten ſchon oben von dem
überaus ſonderbaren Verhalten des Stempelamtes ihm gegenüber. Mit
anderen Behörden machte er ähnliche unliebſame Erfahrungen. Es ist nicht
recht zu erkennen, was für Kräfte hinter der Szene tätig waren, um gegen
Henry Beſsemer zu intrigieren. Aber es müſſen mächtige Herren ge-
wesen ſein, die dem großen Erfinder aus irgendeinem Grunde nicht wohl-
wollten. Wie sollte man es anders erklären, daß der Besſemer-Prozeß,
der sich in wenigen Jahren die ganze Induſtrie- und Kulturwelt eroberte,
erſt zwölf Jahre nach der sensationellen Verlesung des Cheltenham-Vor-
trages in die britiſchen Arsenale Eingang fand; wie ſollte man es anders
erklären, daß zu einer Zeit, als die anderen Kulturnationen darin wett-
eiferten, Henry Besſemer mit Ehren und Auszeichnungen zu überhäufen,
das offizielle England kalt beiseite ſtand, ja, daß sogar die englische Re-
gierung Einspruch erhob, als man Beſſemer in Frankreich für die Ehren-
legion vorgeſchlagen hatte! Sachlich war gegen die Größe der Besſemer-