Full text: Das Buch berühmter Ingenieure

    
    
     
   
    
     
      
     
   
    
    
     
  
  
  
  
  
  
  
   
324 John Fowler. 
  
dann die langen Stunden mit Lesen auszufüllen suchte. Von ſonſtiger 
künstleriſcher oder literariſcher Betätigung wäre nur noch seine Vorliebe 
für gute Gemälde zu nennen, die er mit seiner Frau teilte. Erleſene Kunſt- 
werke waren auf Braemore zu finden, von denen nach des Besitzers 
Tode u. a. ein Hobbema einen Rekordliebhaberpreis erzielte. 
Wohl hatte er zeitlebens, wie schon weiter oben erwähnt wurde, eine 
Neigung zu politischer Betätigung, doch ist er nie dazu gekommen, dieser 
Neigung zu folgen. In den ersten Jahren nach seiner Verheiratung war 
es, wie gesagt, ſeine Frau, die ihn wiederholt hinderte, seiner ohnehin reich- 
lichen Berufsarbeit noch die parlamentariſchen Mühen und Sorgen hinzu- 
zufügen; dann kamendie an Arbeit überreichen sechziger Jahre, der achtjährige 
Aufenthalt in Ägypten: so trat erſt in den achtziger Jahren, als er ſchon 
wieder in der Heimat weilte und nicht mehr mit gar zu vielen Berufsarbeiten 
zu tun hatte, aufs neue die Frage an ihn heran, ob er einen Sitz im Parla- 
ment einnehmen wolle. Sein eigener Geburtsdistrikt Hallamſhire in der 
Grafschaft York war es, der ihm eine konservative Kandidatur anbot. Er 
war ein streng konservativer Mann, und es hätte ihn wohl gereizt, den 
ehrenvollen Antrag anzunehmen; aber wieder ein anderes Hindernis stellte 
ſich in den Weg und vereitelte ſeine Pläne: er konnte ſich mit der Behand- 
lung der ägyptischen Frage durch das damalige konservative Ministerium 
Gladstone durchaus nicht befreunden, gab auch seiner abweichenden Meinung 
in einer Reihe von Zuſchriften an die Londoner Zeitung „Times" offen 
Ausdruck und glaubte daher nicht in der Lage zu sein, sich zu einem Partei- 
gänger Gladstones stempeln zu laſſen. Somit verzichtete er auf die Kandi- 
datur und hat es ſpäterhin auch nicht nochmals verſucht, ſich auf die politiſche 
Arena zu begeben. Er hat zweifellos selber ein glücklicheres und ruhigeres 
Leben dadurch geführt, daß er in den aufregenden politiſchen Kampf mit 
allen seinen Unenrquicklichkeiten nicht hineingezerrt wurde, und auch dem 
großen Werk der Jorthbrücke konnte es nur dienlich ſein, wenn der Erbauer 
nicht durch anderweitige Abhaltungen seiner schönsten und wichtigsten Auf- 
gabe entfremdet wurde. Dies Gefühl hatten wohl auch ſeine näheren 
Freunde und Fachgenoſſen, von denen ihm der eine, Mr. Dent, ſchrieh: 
„Ich bin sehr erfreut, daß Sie Hallamſhire aufgegeben haben; die 
erfolgreiche Fertigstellung der Forthbrücke ist eine schönere Krönung für 
eines Mannes Lebenswerk, als ein Sitz im Parlament." 
In der politiſchen Stellungnahme verfocht er seine Meinung mit Leh- 
haftigkeit, ja mit Hitze, wie überhaupt sein Temperament, trotz aller klaren 
Sachlichkeit des Urteils, keineswegs als ruhig bezeichnet werden konnte. 
   
  
	        
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