John Fowler. 225
Wenn er sich auch von der Mehrzahl der politiſch tätigen Männer in vorteil-
hafter Weiſe dadurch unterſchied, daß er dem Gegner gegenüber niemals
Vornehmheit der Kampfesweise vermissen ließ, ſo konnte er doch ſeine
abweichende politische Überzeugung gelegentlich in einer ſehr temperament-
vollen Weiſe zum Ausdruck bringen. Er war, wie in seinen Berufsfragen,
auch auf diesem Gebiet gewöhnt, seine Meinung und Überzeugung für die
richtige und maßgebliche zu halten, und kannte es, als rechtes Schoßkind des
Glückes, seit Jahrzehnten kaum anders, als daß man ſich ſeiner besseren
Einſicht und seinen Anordnungen fügte. Eine Tätigkeit im Parlament hätte
ihm sicher viel Unruhe, Ärger und Enttäuſchungen bereitet; ſo bewahrte
ihn denn sein gutes Glück vor dem parlamentariſchen Leben. ~
Ein großer Parlamentarier wäre er auch aus dem Grunde ſchwerlich
geworden, weil er durchaus kein „geborener Redner" war. In seinen
jüngeren Jahren pflegte er offizielle Reden und Ansprachen nach Möglich-
keit zu beschränken; wo er aber ein öffentliches Auftreten nicht umgehen
konnte, da war er darauf bedacht, alles, was er zu ſagen hatte, aufs ſorg-
fältigſte vorzubereiten. Auch in der schriftlichen Niederlegung seiner Ge-
danken kämpfte er mit dem Ausdruck und pflegte ein Konzept unzählig oft
durchzuarbeiten und immer wieder daran zu verbeſſern. In den späteren
Jahren freilich lernte er das freie Sprechen durch die häufige Übung all-
mählich: er war schließlich ein Redner, der mit Freude und Humor ſprach.
Ob freilich das erworbene Rednertalent genügt hätte, um den Stürmen
des Parlaments gewachſen zu sein, erſcheint zweifelhaft.
Bis zum Juli 1896 war er kaum jemals ernstlich krank; in dieſem
Monat aber warf ihn eine ſchwere Geſundheitsattacke in London aufs
Krankenlager. Zwar erholte er ſich raſch und war bereits im Auguſt wieder
imstande, sein geliebtes Braemore aufzuſuchen, doch hatte er von der Zeit
an an einem ſstetig heftiger werdenden Bronchialkatarrh zu leiden, der
ihn allmählich schwächte, das Herz in Mitleidenschaft zog und das Atmen
ſchwerer und schwerer machte. Im Oktober kehrte er nach London zurück,
beſchloß aber eine größere Erholungsreiſe zu machen. Jm Januar 1897 reiſte
er, von seiner Frau und seinem Arzt begleitet, nach seinem Lieblingslande
Ägypten, das noch einmal als Achtzigjähriger wiederzuſehen ihm nach ſo
langer Abwesenheit eine hohe Freude war. Ein längerer Aufenthalt in
der Nähe der Pyramiden von Gizeh kräftigte ihn auch wesentlich. Auf
der Rückreiſe hielt er ſich noch sechs Wochen in dem Seebade Hyéres bei
Marseille auf und kehrte dann nach London zurück. Hier aber packte ihn
im Juni ein neuer Anfall, der ihn wieder sehr herunterbrachte und seine
Hennig, Buch berühmter Ingenieure. 15
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