12 William Siemens.
nach einem ſo glänzenden Erſtlingserfolg bei Wilhelm nicht aus, und er mußte,
wie ſein Bruder Werner, noch manches harte Lehrgeld zahlen, manche
ſchlimme Enttäuſchung hinunterſchlucken, ehe er wirklich mit beiden Füßen
geſichert mitten drin stand im Leben.
Zunächſt nahm er bei seiner Magdeburger Fabrik unter Direktor
Schoettler wieder seine frühere Stellung ein, aber hatte es ihm ſchon vorher
in Magdeburg nur wenig gefallen, ſo konnte erich jetzt, nachdem er einen Blick
in die große Welt hinausgetan hatte, und nachdem das Vertrauen zur eigenen
Kraft durch den überraſchend glücklichen Birminghamer Erfolg vielleicht
allzu üppig emporgeschoſſen war, dort auf die Dauer erst recht nicht behaglich
fühlen. War mit der einen Erfindung ein großer Wurf gelungen, so war
nicht einzuſehen, warum nicht auch andre „Erfindungsspekulationen“, mit
denen die beiden geistig ſo nahe verwandten Brüder ſich trugen, in gleich
erfolgreicher Weiſe sollten in klingende Münze umgesſsettt werden können.
Und sie hatten noch mehr als ein Eiſen im Feuer, von dem ſie ſich einen
noch wesentlich größeren pekuniären Nutzen versprachen, als von der Gal-
vanostegie. Da war zunächſt der sogenannte ,„Differenzregulator“" (Chrono-
metrie Governor). Als nämlich Wilhelm während seiner ersten Magdeburger
Tätigkeit die Aufgabe erhielt, Dampfmaschinen, die durch Wind- oder
Waſsermühlen in ihrer Arbeitsleiſtung unterstützt wurden, in bezug auf
ihren Wirkungsgrad exakt zu regulieren, ſchlug Werner zur Löſung der
Aufgabe im August 1842 ein freiſchwingendes Kreispendel vor. Beide
Brüder blieben in fortgeſetztem Meinungsaustauſch über die Idee, und
Ende 1843 hatten sie zur Löſung der Aufgabe den „Differenzregulator“
konstruiert, auf den sie große Hoffnungen ſetten. Auch eine Erfindung
Werners, die den ſoeben bekannt gewordenen Zinkdruck in beſonderer Weiſe
anwenden wollte, das „anaſtatiſche Druckverfahren“, ferner eine von Werner
angegebene Methode, gravierte Kupferplatten auf galvanischem Wege zu
vernickeln, ſchienen originelle und aussichtsreiche Erfindungen zu ſein, die,
wie die Brüder träumten, ihren alsbald wieder am Horizont auftauchenden
finanziellen Nöten mit einem Schlage ein Ende bereiten konnten.
Kein Wunder, wenn unter solchen Umständen Wilhelm den von Werner
gutgeheißenen Entſchluß faßte, nochmals in England sein Heil zu verſuchen.
Am 8. Februar 1844 landete er tatſächlich zum zweitenmal in London,
und von diesem Tage an bis zu ſeinem Tode blieb nun England ſeine dauernde
Heimat. Der vorjährige Erfolg war ihm zu Kopfe gestiegen, und ſo über-
ſchätte er den Wert der neuen Erfindungen, die er zu verkaufen hatte, ganz
bedeutend und forderte, um ja nicht übervorteilt zu werden, maßlos hohe
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