236 Nikolaus Riggenbach.
begonnenen allgemeineren Studien fort. So war er, während seine Pariser
Freunde allabendlich die Reize des deutschen Bieres im Wirtshaus erprobten,
unermüdlich darauf bedacht, ſich weiter zu bilden. Er brachte es daher auch
zu einem der tüchtigſten Ingenieure, während jene zeitlebens einfache,
wenn auch geschickte Arbeiter blieben.
Zunächst freilich blieb auch Riggenbach zwei Jahre lang ein einfacher
Monteur. Der Drang nach Höherem veranlaßte ihn im März 1842, wieder
nach Basel zu gehen, wo seine Lieben weilten, und dort, zuſammen mit
einem gewissen Schaub, eine kleine mechanische Werkstätte in „D’Albeloch“
(St. Alban-Tal) aufzumachen, wo er sein eigener Meister und Chef sein
konnte. Doch sein Sozius Schaub war zwar ein guter Kerl, aber auch nicht
viel mehr; die Mittel fehlten überdies, einen einigermaßen großzügigen
Betrieb aufrecht zu erhalten, und das neue Unternehmen war daher von
Anfang an gründlich verfehlt. Die Freude über die Wiedervereinigung mit
Mutter und Geschwistern vermochte Riggenbach nicht über seinen offensicht-
lichen geschäftlichen Mißerfolg zu trösten: er versank immer mehr in eine
Art von Melancholie. Überdies mußte er in dieser Zeit auch seiner Militär-
pflicht als schweizerischer Bürger genügen, wobei er der Artillerie zugeteilt
wurde. Als nun eines Tages im Jahre 1844 sein früherer Karlsruher Chef
Ehrhardt in „D’Albeloch“ erschien und ihm den Antrag machte, als Werk-
führer aufs neue in seine Fabrik einzutreten, sagte er mit Freuden Ja, und
ſo kehrte er denn im Jahre 1844 nach Baden zurück, wo er nun neun Jahre
in der Keßlerſchen Fabrik ununterbrochen und mit steigendem Erfolge tätig
war. Der Lokomotivbau wurde immer mehr das hauptſsächliche, ſchließlich
faſt das einzige Feld seiner Tätigkeit; nicht weniger als 150 Lokomotiven
wurden unter seiner Leitung in der Keßlerſchen Maſchinenfabrik fertig-
gestellt. Er kam in Berührung mit mehreren jüngeren Dozenten am Poly-
technikum, wodurch sein theoretiſches Wiſſen gefördert wurde, und faßte
auch sonst Fuß in den besseren Bürgerkreiſen Karlsruhes. Im Frühjahr 1847
hatte er die große Freude, seinem schweizerischen Vaterlande perſönlich die
erſte Lokomotive zuzuführen. Es erregte bei den guten Baslern nicht ge-
ringes Aufsehen, als der bei vielen von ihnen persönlich bekannte Riggenbach
das Maſchinenungetüm über die Rheinbrücke lenkte. Wenige Tage ſpäter
fuhr Riggenbach unter dem Jubel der Bevölkerung den erſten Probezug
von Zürich nach Schlieren.
Auch sonst machte sich Riggenbach schon damals verschiedentlich in der
Schweiz einen guten Namen als tüchtiger Ingenieur. So hatte die Keßler-
ſche Fabrik einst eine Dampfheizanlage an eine bedeutende Firma in Steinen