Full text: Das Buch berühmter Ingenieure

      
      
      
    
      
      
      
      
   
  
  
  
  
  
  
   
  
256 Otto Inte. 
Werk Intes „Die besſere Ausnutzung des Wassers und der Waſsserkräfte“ 
bedeutet den Anfang einer ganz neuen Epoche der Volkswirtschaft über- 
haupt. Inte kehrte dabei zurück zu seinem alten Lieblingsarbeitsgebiet, 
dem Waſsſerbau. Aber er wurde jetzt ein Wegweiser zu ganz neuen, 
ungeahnten Zielen und erſchloß dem Wasserbau neue Anwendungsmödglich- 
keiten von unabsehbar großartiger Bedeutung. Es war der Talſperrenbau, 
den Intze seinem Genius nunmehr als Tätigkeitsobjekt erkor, und der durch 
ihn ſo machtvoll gefördert wurde, daß in der Geschichte der deutschen 
Talſperrenanlagen Intzes Name zu allen Zeiten als Gestirn ersten Ranges 
erglänzen und stets an der Spitze einer stolzen Entwicklung stehen wird. 
Talsperren ſind künstlich angelegte Staubecken in Flußbetten, Seen, 
welche eine leichte Regulierung des Waſserſtandes der Bäche und Flüſſe 
ſowohl in Zeiten der Dürre wie der Hochwasser gestatten. ~ Es ist all- 
gemein bekannt, daß der Waſserſtand der fließenden Wasser nicht gleich- 
mäßig hoch ist, ſondern daß er in ziemlich umfangreichen Grenzen zu 
ſchwanken vermag. Zur Zeit der Schneeschmelze oder nach langdauernden 
Regenfällen schwellen die Flüsse an und geben zu Hochwassern, im schlimmsten 
Fall zu mehr oder weniger großen Überflutungen Anlaß; im Frühjahr 
gehört ja ein derartiges Hochwaſſer in den meisten deutschen Flüſsſen zu 
den vollständig normalen, alljährlich wiederkehrenden Erscheinungen. 
Nach Epochen anhaltender Dürre oder Regenarmut hingegen schrumpfen 
die Wasserläufe selbstverständlich zuſammen, und einige verſiegen unter 
Umständen gänzlich. Auch ein solcher niedriger Wasserstand kann, wenn 
er eine gewiſſe Grenze überschreitet, zu großen Schäden Veranlassung 
geben, ja, ſelbſt zur Katastrophe werden, die kaum geringer zu sein braucht, 
als eine größere Überſchwemmung. Wenn die Wasserläufe zu klein werden, 
ſo kann die Schiffahrt dadurch ſehr fühlbar betroffen werden, Handel und 
Verkehr stocken oder sind gezwungen, statt der billigen Waſſerwege die 
teure Eiſenbahn für den Güteraustauſch zu benutzen, der Fiſchfang leidet, 
die vom Wasser betriebenen Mühlen, Turbinen uſw. stehen ganz oder 
zeitweise stil. Kurz und gut, der Wassermangel und der Wasserüberfluß 
pflegen den Anliegern der Bäche und Flußläufe gleich unwillkommen 
und unter Umständen verderblich zu sein. Da ermöglichen es nun die 
Staubecken der genannten Art, in Zeiten des Wasserreichtums das fließende 
Wasser, in großen, künstlichen Seen aufzuſammeln und die flußabwärts 
gelegenen Gegenden vor ſchädlichen Hochwassern zu ſchützen, sowie in Zeiten 
des Waſssermangels, den aufgespeicherten Vorrat an segnendem Naß wieder 
abzugeben, so daß also gleichzeitig die untere und die obere Grenze des 
  
	        
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