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liegen. Jm Sommer, wo die Sperre, um ihrem Hauptzweck, dem Schutz
vor Überſchwemmungen, zu dienen, in der Regel nur mäßig gefüllt sein
darf, wird sie nur den dritten bis vierten Teil derjenigen Energie erzeugen
können, die sie im Winter abgibt. Man ſchätzt, daß die Kraft der Markliſsa-
Sperre zwiſchen täglich 600 und 2400 Pferdeſtärken variieren wird, die
der Sperre von Mauer zwiſchen 1800 und 5400 Pferdestärken. Insgeſamt
werden in nicht ferner Zeit allein im Flußgebiet des Bober, des Queis
und der Katbach nicht weniger als 17 Talſperren vorhanden ſein.
Die Sperre von Mauer, die gegenwärtig ihrer Vollendung entgegen
geht, wird, wie ſchon erwähnt, nicht lange den Ruhm genießen, die größte
Talſperre Europas zu ſein. Intzes Werk hat Nachahmer gefunden, die mit
beſtem Erfolg in den Spuren des Meisters wandeln, und immer großartigere
Pläne zur Schaffung von Stauſeen und Talsperren tauchen in den verschie-
densten Teilen Deutſchlands auf. Im Jahre 1907 gab es in Preußen 25, in
ganz Deutſchland 41 fertige Talſperren mit insgesamt 120 Millionen Kubik-
meter Faſſungsvermögen, 15 weitere mit vollen 400 Millionen Kubikmeter
Inhalt waren im Bau, und 50 Millionen Mark waren allein für die im Bau
befindlichen Sperren flüſſig gemacht. Unter diesen 15 Sperren befand ſich,
außer der großen Bobertal-Sperre, z. B. eine noch viel gewaltigere Riesen-
Talſperre, die der im Jahr 1898, hauptsächlich auf Intzes Betrieb, gegrün-
dete Ruhrtalſperrenverein im Dezember 1906 im Tal der Möhne, eines
Nebenflüßchens der Ruhr, etwa 10 km oberhalb der Mündung, bei den
Dörfern Günne und Brüningen, auf eigne Rechnung zu bauen plante.
Hier soll, mit Hilfe einer nicht weniger als 640 m langen und 40 m hohen
Staumauer, für die 290 000 chm Mauerwerk erforderlich ſind, ein künſt-
licher See von vollen 130 Millionen Kubikmeter Inhalt geschaffen werden.
In noch rieſenhafteren Dimensionen iſt eine andre Talſperre gehalten, die
nach den Plänen Symphers bei Hemfurt im Tal der Eder entstehen soll,
zuſammen mit einer andren, welche jene ergänzen ſoll, und die im Diemeltal
bei Niedermarsberg zwischen den Dörfern Helminghauſen und Heringhauſen
gebaut wird. Die erſtere wird ein Staubecken von vollen 170-220 Millionen
Kubikmeter erhalten, die letttere ein solches von 30–950 Millionen Kubik-
meter Inhalt.*)
*) Auch nach Fertigstellung dieſer gewaltigen Talſperren werden wir Deutſchen
freilich einstweilen in bezug auf Großzügigkeit im Bau von Talſperren hinter Ameri-
kanern und Engländern zurückſtehen : die Amerikaner bauen z. B. außer der ſogenannten
Krotonſperre bei New York, wo man mit Hilfe einer 76 m hohen Sperrmauer ein für die
Waſſerverſorgung von New York beſtimmtes Sammelbecken von 125 Millionen Kubikmeter