William Siemens.
leben sollten, von diesen Nebeln fast nichts mehr zu sehen bekommen
werden.“
Das war, wie gesagt, am 19. November 1883. Und genau am ſelben
Tage mußte der Mann, auf den einer der größten englischen Gelehrten so
weitgehende Hoffnungen setzte, aus dem Leben scheiden! In der Voll-
kraft seines Wirkens wurde er ſechzigjährig aus einem an Erfolgen, an
Ehren und an Befriedigung reichen Leben ziemlich plötzlich, nach nur kurzer
Krankheit abberufen. In den lettten Jahren war er noch mit Beweisen der
allgemeinen Hochachtung und Wertschätzung geradezu überschüttet worden.
Wie weit die allgemeine Bewunderung für sein Genie auch im Auslande
ging, erhellte vielleicht besonders deutlich aus der Tatſache, daß er ge-
legentlich eines Aufenthaltes in Paris selbst von der französischen „Société
des Ingénieurs Civils“ erſucht wurde, in einer am 23. September 1881
abgehaltenen Versammlung den Ehrenvorsitz zu übernehmen.
Daß aber auch die engliſche Nation und die englische Regierung ſJich
dem Deutſchen gegenüber, der England zu seinem Adoptiv-Vaterlande er-
koren hatte, zu tiefem Dank verpflichtet fühlte, dafür erhielt William
Siemens den Beweis bei Gelegenheit seines ſsechzigſten Geburtstages,
am 4. April 1883. Unter den zahlloſen Ehrungen, die ihm an diesem Tage
erwiesen wurden, war die ſinnfälligste und bedeutſamste ein eigenhändiges
Schreiben des Miniſterpräsidenten Gladstone, worin ihm mitgeteilt wurde,
daß die Königin ihm, in Anerkennung seiner großen Verdienste, die Ritter-
würde verleihen wolle. Die Feierlichkeit, auf der der nunmehrige Sir
William Siemens ,in den Rittersſtand erhoben“ wurde, fand am 20. Ok-
tober 1883 in Osborne statt ~ der neuen Würde konnte ſich ihr Träger
freilich nur noch knapp einen Monat erfreuen. . .
Bevor wir aber die letzten Tage und den Tod Sir Williams behandeln,
ſei über die Gestaltung seiner häuslichen Verhältniſsſe und seines Berufs-
lebens noch einiges nachgetragen. Eine große Freude war es für ihn,
daß er elf Jahre hindurch, von 1869-1880, seinen jüngeren Bruder Karl
und deſſen Familie als seine unmittelbaren Hausnachbarn um ſich haben
konnte. Beide Familien lebten in den denkbar engsten Beziehungen mit-
einander, und es war für William, dessen sonst ſehr glückliche Ehe mit Kin-
dern leider nicht gesegnet wurde, ein recht harter Schlag, als der Bruder im
August 1880 mit seiner Familie wieder nach Petersburg übersiedelte, wo
er auch ſchon vor 1869 anderthalb Jahrzehnte lang ansässig gewesen war.
Nach wie vor machte William alljährlich, teils vergnügungshalber, teils
in Berufsgeſchäften, bedeutende Reiſen. So weilte er 1880 zunächst mit