Full text: Das Buch berühmter Ingenieure

    
    
    
   
    
    
     
    
    
     
    
   
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James Buchanan Eads. 
Eads, der aufs neue nachdrücklich darauf hinwies, wie sehr eigentlich der 
Iſthmus von Tehuantepec den Vorzug vor dem von Panama verdiene. 
Dem Panama-Unternehmen ſtellten ſich, außer der argen finanziellen Miß- 
wirtſchaft, von der an anderer Stelle die Rede ist, drei natürliche Feinde 
entgegen, das äußerst ungesunde Klima, die sehr heftigen Regengüſse und 
häufigen Überſchwemmungen der durchzogenen Gegend und der den an- 
ſchließgenden Schiffswegen sehr verderbliche Charakter des vorgelagerten 
Karibiſchen Meeres. Hinzu kommt ferner die Tatſache, daß für den Verkehr 
auf der nördlichen Halbkugel eine Verbindung beider Meere über den 
Iſthmus von Tehuantepec ungleich bequemer, kürzer und entsprechend 
billiger ſein würde, als über die Landenge von Panama. 
Nun hatte man aber inzwischen auch erkannt, daß die Schaffung des 
Tehuantepec-Kanals ein viel zu schwieriges und vor allem viel zu kostſpieliges 
Unternehmen sein werde. Eine Eiſenbahn über den Isthmus hingegen, wie 
ſie unten bei Panama ſchon seit 1855 bestand, hätte wieder ein zeitrauben- 
des und kostſpieliges zweimaliges Umladen der Schiffsgüter erforderlich 
gemacht. Um nun die Frachten ohne Umladung auf dem ſchnellſten Wege 
aus dem einen Ozean in den anderen zu ſchaffen, obwohl eine verbindende 
Wasserstraße nicht vorhanden war, empfahl Eads, im Gegensatz zu Lesſeps' 
Projekt, eine Schiffseiſenbahn über den Isthmus von Tehuantepec zu 
bauen, d. h. eine Eiſenbahn, welche die Möglichkeit gewähren ſollte, die 
vollbeladenen Schiffe über die vorgelagerte Landbarre hinweg aus einem 
Ozean in den anderen zu befördern. 
So abenteuerlich ein ſolcher Gedanke klingt, der damals, vor 30 Jahren, 
noch viel phantastischer anmutete, als es heute der Fall sein würde, so ist 
die Idee einer Schiffseiſenbahn doch durchaus nicht etwas gar ſo Unerhörtes 
und Abſurdes. Es sind seither verschiedene solche Schiffseiſenbahnen tatsäch- 
lich zuſtande gekommen, wenn auch nirgends in nur angenähert so rieſen- 
haften Dimensionen, wie Eads sie in Aussicht genommen hatte. So besteht 
zum Beispiel seit 1893 eine Schiffseiſenbahn, die größte und berühmteste, 
die es bis heute gibt, über die ſogenannte Landenge von Chignecto in 
Kanada, welche Neubraunſchweig und Neuſchottland miteinander verbindet. 
Sie läuft von der Chignectobai bzw. von dem von ihr abzweigenden Fundy- 
Golf zur Bai Verte im St. Lorenzbuſen; sie erspart ſomit den Schiffen die 
ebenſo zeitraubende wie gefährliche Fahrt um die ausgedehnte Halbinsel 
Neuſchottland herum und ersetzt dem Verkehr eine Waſserſtraße oder einen 
Kanal, der die Chignectobai mit dem St. Lorenz-Golf direkt verbindet. –~ 
Eine ähnliche Schiffseiſenbahn mit Zahnradbetrieb hat Fournier in Frank- 
  
	        
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