135. Trajans-Säule. Rom
Mächte, denen das menschliche Leben letztlich unterstellt ist; sichtbar sind dagegen
nur die zur Allegorie verblaßten Götter und die zu Gottheiten erhobenen Werte
des Imperiums. In diesem irdisch begrenzten Zeitraum vollzieht sich das Geschehen
in einer Folge von lauter entscheidenden Einzelmomenten, von unaufhörlichen
Willensakten und ihren Konsequenzen, nur gelegentlich unterbrochen durch die
Repräsentation der hierarchischen Weltordnung. Deshalb ist auch das Wesen der
römischen Kunst nicht gebunden an das Dasein der Götter und nicht zu verstehen
als ewige Anbetung oder als Weihung und Opfer, sondern entspringt dem Bedürf-
nis, Gegenwärtiges zu bewahren und Vergängliches festzuhalten, wobei sich jedoch
sehr bald das Bedürfnis einstellt, das abgebildete Geschehen allegorisch auszudeuten
und die bloßen Gegenstände mit den stilistischen Mitteln der Linie und des Lichts
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