Full text: Die Kunst der Römer (1,2)

  
  
  
139. Das flavische Amphitheater, Innenansicht. Rom 
steckt und an denen gewaltige Sonnensegel angebracht waren. Von den geschlossenen 
Wandflächen leuchteten bronzene Schilde, welche Domitian dorthin hängen ließ, 
und aus dem Schatten der offenen Bogen der beiden unteren Geschosse schimmerten 
Marmorstatuen, in jedem Stockwerk 80 an der Zahl. Wir sehen also auch hier das 
Bestreben, die Flächen zu füllen und zu beleben, in einen Wechsel von lichten und 
schattigen Teilen aufzulösen. Die Fassadengliederung ist unruhiger und reicher als 
beim Marcellus-Theater. Es sind Bogen und Architrave mit Fascien versehen, wo- 
durch Schattenstreifen gebildet werden, welche die feste Wandfläche bewegt machen 
und gewissermaßen entkörperlichen. 
Das Innere (Abb. 139) ist heute seiner schönen Hülle von Marmorstufen ent: 
kleidet. Das Gerippe der Konstruktion bietet sich in grotesker Nacktheit dem 
Blicke dar. Man erkennt ein System radialer Mauern, welche aus einer Folge teils 
offener, teils zugemauerter Pfeilerstellungen bestehen. Bei den sich kreuzenden 
Durchgängen werden aus den Tonnene, Kreuzgewolbe, die ersten der abendlän- 
dischen Baugeschichte. Sinnvolle Treppenanlagen ermöglichen den ungestorten Zu: 
gang zu den einzelnen Rängen, wobei die doppelten Arkaden der drei Geschosse 
den Zuschauerstrom verteilen halfen. In ungebrochener Linie stiegen die Sitzstufen 
  
  
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