Full text: Die Kunst der Römer (1,2)

  
  
  
  
17. Tonsarkophag aus Tuscanella. Vatikan 
los sich die Lebenskraft dagegen aufgebäumt hat. Die Schönheit des entseelten 
Körpers wird zur leidenschaftlichen Anklage des Todes. Die unterlebensgroße 
Plastik hat etwas Theatralisches und wirkt doch ganz getreu in ihrer unmittelbaren 
freien Räumlichkeit. Die Zurschaustellung der Figur und das Leidenschaftliche der 
Gebärden muß darüber hinwegtäuschen, daß der plastischen Form ihr eigener künst- 
lerischer Wirkungsraum fehlt, daß der Gegenstand der Wiedergabe nicht in eine 
eigene plastische Bildwelt, sondern in die unmittelbare und nüchterne Nàhe des Be 
trachters gestellt ist. Es herrscht ein eigentümliches Pathos der Gegenstandlichkeit, 
das sich hier hinter hellenistischer Form verbirgt, das jedoch in anderen Werken 
seine Verwirklichung in eigener Form gefunden hat. Diese Werke sind es nun, in 
denen zum ersten Male das Rómische durchdringt und erkennbar wird. Wir ahnen 
es in der Individualisierung bei dem sogenannten ,,Obaesus etruscus", einer Sarko 
phagfigur aus Chiusi, vom Anfang des zweiten Jahrhunderts (Abb.18). Der Ver: 
storbene erscheint in der gesättigten Würde einer Amtsperson mit Ring und Kette, 
mit dem asthmatischen Ausdruck der Beleibtheit. Der Kopf voll persönlicher Klug- 
heit und Erfahrung wird getragen von einem fetten, zerfließenden Leib. Das All- 
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