Full text: Die Wirtschaftsbestimmung der Ostmark

   
  
    
  
80 B III. Das Gefüge von Volk und Wirtschaft 
lichen Schickſals von etwa je einer Million Brufsträgern mit etwa 
ebensoviel Angehörigen, die im Sinne von Wilhelm Heinrich Riehl als 
„Fabrikarbeiter, Bauern und Bürger“ angesprochen werden können. 
Bloß nach dem Merkmal der Berufsstellung waren mehr als die 
Hälfte aller Berufsträger, nämlich 1,619.000, Arbeiter; den Kern aller 
Arbeiter stellten mit fast 50 v. H. die Industrie- und Gewerbearbeiter dar. 
Das wirtſchaftliche Schickſal dieser gewerblichen Arbeiter – wie auch ihre 
volkswirtſchaftliche Leiſtung – war ein ganz besonderes. Es war in der 
Zeit des wirtschaftlichen Verfalls gezeichnet von der Negation der Arbeit, 
von der Arbeitslosigkeit: 335.000 unter ihnen, das heißt 47 v. H. aller 
gewerblichen Arbeiter waren ohne Brok. Kein anderer Volkskeil war von 
der Arbeitslosigkeit stärker betroffen. 
In einigen Wirtſchaftszweigen teilten die nach ihrer Berufsstellung 
als Arbeiter bezeichneten Berufsträger mehr das wirtſchaftliche Schickſal 
der „Bauern“, bzw. der „Bürger“; so gehörten einesteils die 347.000 land- 
wirtſchaftlichen Arbeiter mehr zu den Bauern, andernteils zahlreiche 
Arbeiter im Öffentlichen Dienst, im Handel und Verkehr, im Hauswesen, 
aber auch qualifizierte gewerbliche Arbeiter eher zu den „Bürgern“). Be- 
rücksichtigt man dies, so wird man zu der engeren Schickſalsgemeinſchaft 
der „Fabrikarbeiter“ nicht die Hälfte, ſondern nur rund ein Driktel der 
Berufsträger, bzw. der Bevölkerung rechnen können. Ihre Lebenshaltung 
und die Arbeitslosigkeit, unter der sie ja besonders litten, wird im Anſchluß 
an die Schilderung der gewerblichen Wirtſchaft beſchrieben. 
Die landwirtſchaftliche Bevölkerung umfaßte mit 1,004.000 Berufs- 
trägern, 90.000 Ausgedingern und 853.000 Angehörigen ein weiteres 
Drittel der Bevölkerung. Nach dem Gliederungsmerkmal der Berufs- 
ſtellung wurden mit dieser statiſtiſchen Masse fast die Hälfte aller Selb- 
ständigen, fast alle mithelfenden Familienmitglieder und die genannten 
landwirtſchaftlichen Arbeiter erfaßt. Ihr besonderes Schickſal wird in dem 
Abſchnitt über die Landwirtſchaft dargestellt. 
Das letzke Drittel der Bevölkerung läßt sich am ehesten dem „Bürger- 
tum“ zurechnen, obgleich die Verſchiedenartigkeit der bürgerlichen Berufe 
ſeit den Zeiten von Wilhelm Heinrich Riehl®) gewiß nicht geringer ge- 
worden ist. In der im übrigen ſehr unterſchiedlichen statistiſchen Masse iſt 
jedoch eine große Gruppe enthalten, deren Schickſalsgemeinſchaft durch 
ein gegenwärtiges oder ehemaliges Dienſtverhältnis zum Staat oder einer 
anderen öffentlich-rechtlichen Körperſchaft begründet war. Rechnet man 
zu den „Staatsdienern“ die 164.000 Angestelllen und 186.000 Arbeiter, 
die bei einem öffentlich-rechtlichen Arbeitgeber beſchäftigt waren?), und die 
174.000 Penſionisten des öffentlich-rechtlichen Dienstes"), ſo werden damit, 
einschließlich ihrer Angehörigen, etwa eine halbe Million Volksgenossen 
erfaßt; das heißt, annähernd die Hälfte dieſes „bürgerlichen“ Drittels 
  
  
 
	        
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