222 XI. Vorlesung.
Überblicken wir das, was wir über die verschiedenartigen Fette
kennen gelernt haben, dann ergibt sich folgendes. Die Fette stellen ganz
allgemein esterartige Verbindungen zwischen Alkoholen und Fettsäuren
dar. Je nach der Art der Alkoholkomponente lassen sich die folgenden
Gruppen abgrenzen: 1.Die eigentlichen Fette. Sie sind Fettsäure-glyzerin-
ester, und zwar bestehen die gewöhnlichen Fette aus Triglyzeriden.
Diese lassen sich, je nachdem nur eine Art von Fettsäuren an ihrem Auf-
bau beteiligt sind oder verschiedene, in: a) gleichsäurige =homoazide
Fette und 5) verschiedensáurige — heteroazide Fette einteilen.
Diese letzteren zerfallen wieder in zwei Untergruppen, je nachdem zwei
oder aber drei verschiedene Fettsäuren am Bau des Fettes teilnehmen.
Es seien diese für das Verständnis der Mannigfaltigkeit des Auf-
baues der Fette grundlegenden Tatsachen durch die folgende Darstellung
noch einmal in einfachster Weise verständlich gemacht. G bedeutet den
dreiwertigen Alkohol Glyzerin. A, B und C sind verschiedene Fettsäuren.
Es sind nun folgende Möglichkeiten gegeben:
G&A GLE GC GB AE Go GC
NA LUN NC MB MA NC NA
L II.
B AB JB VB 20 C G CC
GA Oleh JG GC BEA GB GA GB
NB NA NO \B NC NC NA SB
in
Würde man somit bei der Hydrolyse eines Fettes Glyzerin und die
drei Fettsáuren A, B und C finden, so wire damit, wie die 12 ange-
führten Formen beweisen, noch lange nicht die Konstitution des Fettes
aufgeklärt. Schon dieses Beispiel zeigt deutlich, wie weit entfernt wir noch
von einer allen Ansprüchen genügenden Technik der Untersuchung der
Fette sind. Wir zerlegen sie z. B. in ihre Anteile und vergleichen
die Mengen und Arten der gewonnenen Fettsäuren! Stützt man die Beob-
achtungen über die Art der Fette auf Bestimmungen des Schmelz- oder
Erstarrungspunktes, dann muß man sich stets daran erinnern, daí) es
zahlreiche Verbindungen der heterogensten Art gibt, die fast identische
physikalische und zum Teil auch chemische Eigenschaften besitzen. Es
sei z. B. an einzelne Aminosäuren erinnnert. Überall, wo wir hinsehen,
klaffen noch weite Lücken in der Fettchemie. Sie drängen sich uns sofort
auf, sobald wir zu genaueren Fragestellungen übergehen. Zurzeit ist ein
großer Teil der Methoden in der Fettchemie ausschließlich praktischen
Zwecken angepaßt und dabei ist die Wissenschaft vielfach zu kurz ge-
kommen.
Die dritte Gruppe von Verbindungen, an deren Aufbau drei ver-
schiedene Fettsäuren beteiligt sind, ergibt folgende Möglichkeiten:
A B A
GB GA ac
NC NC NB