240 XIII. Vorlesung.
Anzahl verschiedener Lezithine existieren. Es ist nämlich bis heute noch
nicht gelungen, die Art der einzelnen Bausteine des Lezithins bis in alle
Einzelheiten festzustellen. Sicher nachgewiesen sind: Glyzerin, Phosphor-
siiure und Cholin, ferner entháült das Lezithin Fettsäuren. Ihre Natur
ist immer noch nicht ganz klargestellt. Hochstwahrscheinlich enthalten
nicht alle Lezithine die gleichen Fettsäuren. Sehr wahrscheinlich kommen
ungesättigte Fettsäuren vor. Ihre Anwesenheit würde erklären, weshalb
die Lezithine so leicht zersetzlich sind. Es finden sich auch Unterschiede
in der Konstitution der aus den Lezithinen zu erhaltenden Glyzeryl-
phosphorsäure.
Im Lezithin haben wir zunächst eine uns bereits von den Fetten
her bekannte Verbindung von Fettsäuren mit dem dreiwertigen Alkohol
Glyzerin. Zwei Alkoholgruppen sind esterartig mit ersteren verknüpft.
Früher nahm man an, daß hauptsächlich Stearinsäure am Aufbau des
Lezithins beteiligt sei. Jetzt herrscht die Ansicht vor, daß mindestens eine
der beiden Fettsäuren ungesättigt ist.!) Mit der dritten Alkoholgruppe ist
Phosphorsäure verbunden. An dieser sitzt endlich die stickstoffhaltige Base
Cholin. Die folgende Formel gibt die Struktur des Lezithins wieder, vor-
ausgesetzt, daß die vorliegenden Beobachtungen vollständig sind. Es sei
bemerkt, daß manche Forscher das Vorkommen einer solchen Verbindung
bestreiten, wieder andere halten die Formel für zu einfach. Es soll außer
Cholin oder an Stelle des Cholins eine andere stiekstoffhaltige Base vor-
handen sein. Leider hat der Versuch einer Synthese von Lezithin der
genannten Zusammensetzung bis jetzt keinen Erfolg gehabt.?)
| CH, . 00C. R?) |
Glyzerinrest d .OOC..R, ?) |
| + 3H, 0 =
CH,—O\
HO—P = O ; Phosphorsäurerest
tu ch à”
Fettsäurerest
Cholinrest | N=(CHj),
OH
CH, . OH
|
CH .OH
CH, . 0: CH, . CH, . OH
HO—P = O + 2 Moleküle Fettsäuren + N==(CHz;);
NOR
HO”
WOLLE —— — —
Glyzeryl-phos- Cholin.
phorsäure.
1) A. Erlandsen ist der Ansicht, daß am Aufbau des Lezithins Säuren der Linol-
und Linolenreihe beteiligt sind. Vgl. Zeitschr. f. physiol. Chem. 51. 71 (1907).
?) Peter Bergell: Ber. d. Deutschen Chem. Gesellsch. 33. 2584 (1900) — Ad.
Grün und F. Kade: Ebenda. 45. 3367 (1912). — Vgl. aueh K. Langheld, F. Oppmann
und E. Meyer: Ebenda. 45. 3753 (1912).
3) Rund R, bezeichnen die C- und H-Atome zweier verschiedener Fettsáuren.