Vorlesung XVI.
Fette. Phosphatide. Sterine.
3.
Die Wechselbeziehungen der Bausteine der Fette zu denen der Eiweiß-
stoffe und zum Traubenzucker. Das Verhalten der Phosphatide und der
Sterine im Zellstoffwechsel.
Die Verfolgung der Wechselbeziehungen der Kohlehydrate zu Ver-
bindungen, die nieht der Kohlehydratreihe angehóren, hat nieht nur
unsere Kenntnisse des Kohlehydratstoffwechsels auferordentlich gefordert,
sondern uns gleichzeitig einen tiefen Einblick in den Zellstoffwechsel
verschafft. Es ergab sich, daß die Zelle den Traubenzucker über mehrere
Zwischenstufen zu Kohlensäure und Wasser abbaut. Von derartigen
Zwischenprodukten zweigen jene Wege ab, die zu anderen Verbindungen
hinführen, und umgekehrt ließ sich mit großer Wahrscheinlichkeit zeigen,
daß von diesen aus sich wieder Beziehungen zum Zucker ergeben, wobei
offenbar der gleiche Weg eingeschlagen wird. Diese reichen Ergebnisse
lassen es verständlich erscheinen, daß man auch bei den Fetten Wechsel-
beziehungen zu anderen Verbindungen aufzufinden bestrebt war. Vor allem
interessiert uns die Frage, ob die Fette und ihre Abbaustufen
Beziehungen zu den Kohlehydraten und den Eiweißstoffen
beziehungsweise zu ihren Bausteinen, den Aminosäuren, besitzen.
Wir wollen zunächst ohne Berücksichtigung der vorliegenden Tatsachen
das heiß umstrittene Gebiet der Wechselbeziehungen zwischen den Fetten
und den genannten Verbindungen von den bisher erörterten Vorgängen im
Zellstoffwechsel aus einer Betrachtung unterziehen.
Wir beginnen mit der Frage der Umwandlung von Fett in
Zucker. Es unterliegt nach den bisher gemachten Beobachtungen keinem
Zweifel, daß Glyzerin in Glukose übergehen kann. Dürfen wir auch
die Fettsäuren beziehungsweise ihre Abbaustufen als Quelle
für Zucker im tierischen Organismus betrachten? Die Pflanzen-
zelle wandelt, wie sicher festgestellt ist, Fettsäuren in Zucker um.
Wie die Überführung im einzelnen erfolgt, wissen wir nicht. Er ist
möglich, daß sich durch &-Oxydation hóherer, gesüttigter Fettsäuren schließ-
lich z. B. Kapronsäure bildet und diese dann in Glukose übergeht. Wahr-
scheinlicher ist jedoch die Annahme, daß die Kohlenstoffkette der Fettsäuren
noch weiter verkürzt wird, und die Synthese von Zucker von einfacheren
Abbauprodukten ausgeht. Wir können zurzeit die Zuckerbildung aus