Eiweißstoffe und ihre Bausteine. 463
Es besteht für uns kein Zweifel, daß man von den verschiedenen
Abbaustufen der Aminosäuren aus Brücken auffinden wird, die zu allen
möglichen, für die Pflanzen charakteristischen Verbindungen, wie zu der
großen Klasse der Terpene, den Bestandteilen der ätherischen Öle, und
der Gruppe der mannigfaltigen Farbstoffe führen. Durch Kombination der
unter den Abbaustufen auftretenden Amine, Aldehyde und Alkohole mit allen
möglichen von der Pflanze erzeugten Verbindungen lassen sich jetzt schon
Zusammenhänge aller Art vermuten, doch kommt solchen Überlegungen
so lange keine entscheidende Bedeutung zu, als nicht durch den Versuch
entschieden werden kann, ob sie sich in die Wirklichkeit umsetzen lassen.
Leider ist die höher organisierte Pflanze bis jetzt noch sehr wenig Ver-
suchsobjekt bei Untersuchungen über den Zellstoffwechsel gewesen. Es
klaffen überall noch weite Lücken! Ungezählte Probleme harren der Lösung.
Die engen Beziehungen, die zwischen: dem Tierreich und der Pflanzenwelt
bestehen, lassen erhoffen, daß von beiden Seiten aus durch weitere For-
schungen Anregungen hinüber und herüber sich ergeben werden. Schon die
jetzt vorliegenden Ergebnisse zeigen deutlich, ‚daß: ein volles Verständnis
des Zellstoffwechsels nur möglich ist, wenn Pflanzen- und Tierzelle zusammen
betrachtet werden. Die Pflanze liefert dem Tier Energie und organische
Verbindungen mit bestimmter Struktur. Wir müssen erfahren, wie sie
entstehen, und was die Pflanze selbst mit ihnen macht, sollen wir
in jedem einzelnen Falle den aus ihnen hervorgehenden Produkten
über alle Zwischenstufen folgen kónnen. Vor allen Dingen sind nur von
einer. sehr breiten Basis aus vergleichende Studien iiber den Zellstofi-
wechsel bei Pflanze und Tier möglich. Ähnlichen oder gleichen Vorgängen
entsprechen sehr wahrscheinlich auch verwandte Züge im Zellaufbau und
in den Zellfunktionen. Es gibt keine reizvollere Aufgabe, als zu erforschen,
in welchen Punkten Pflanze und Tier sich gleichen, und in welchen sie
sich unterscheiden.