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Eiweifstoffe und ihre Bausteine. 483
stimmte Aminosáuren sehr frühzeitig vollstándig aus Ei-
weif abgespalten werden, wührend andere Bausteine lang-
samer folgen, und manche sieh als nieht aus ihrer Bindung
lósbar erweisen. Es sind im Eiweifmolekül offenbar Gruppen von
Aminosüuren untereinander vereinigt, die vom Trypsin bzw. den peptoly-
tischen Fermenten des Pankreassaftes nicht gespalten werden können. Ks
mub noch ein weiteres Ferment eingreifen, nämlich das schon erwähnte, im
Darmsaft enthaltene. Es ist von Otto Cohnheim?) entdeckt und Erepsin ge-
nannt worden. Es lóst Bindungen zwischen Aminosáuren, die den Fermenten
des Pankreassaftes nicht zugünglich sind. Dieser gegen dieses letztere Fer-
ment widerstandsfähige Rest enthält hauptsächlich Prolin und Phenylalanin.
Schon Kühne?) war es bekannt, daß das Eiweiß von Trypsin nicht
gleichmäßig abgebaut wird. Er beobachtete schon, daß ein widerstands-
fähiger Rest zurückbleibt. Er nannte ihn Antipepton. Dieser der Try-
psinwirkung widerstehende Rest wird von Erepsin in seine
Anteile zerlegt. Ist somit das Trypsin nicht imstande,
Eiweiß restlos bis zu Aminosäuren aufzuspalten, so gelingt
dies, wenn Trypsin und Erepsin zusammenwirken.?) Es dauert
allerdings ziemlich lange, bis im Reagenzglasversuch der Abbau von
Eiweiß durch Pankreas- und Darmsaft vollständig bis zu. Aminosäuren
durchgeführt ist. Bei der Beurteilung dieses Umstandes dürfen wir nicht
außer acht lassen, daß der Reagenzglasversuch, wie schon wiederholt betont
wurde, uns nicht vollständig über den Abbau der Proteine im Magendarm-
kanal aufklären. kann. Wir können mit seiner Hilfe nur die wichtige
Frage entscheiden, in welcher Art der Abbau qualitativ verläuft und vor
allem, ob der tierische Organismus dem Darmkanal Fermente übergibt,
die die Proteine restlos bis zu den Aminosäuren abbauen können. Diese
Frage muß bestimmt bejaht werden. Im Magendarmkanal sind alle
Bedingungen gegeben, um den Abbau der Proteine und Peptone
bis zu den einzelnen Bausteinen durchzuführen.
Man könnte einwenden, daß der Abbau der Peptone bis zu den
Aminosäuren so viel Zeit in Anspruch nimmt, daß er in Wirklichkeit im
Darmkanal nie in vollem Umfange durchgeführt werden kann. Es ist sehr
schwer abzuschätzen, wie lange jeder einzelne Teil des Chymus, der den
Magen verläßt, im Darme verweilt, ehe er zur Resorption gelangt. Soviel
ist jedoch sicher, daß diese Zeit eine sehr beschränkte sein muß. Betrachtet
man nämlich den Darminhalt zu verschiedenen Zeiten der Verdauung,
dann findet man immer nur einen relativ ganz geringen Belag von
Chymus auf der Darmschleimhaut ausgebreitet. Es kommt unter normalen
Verhältnissen nie zur Ansammlung. größerer Mengen von Chymus. Aller-
dings muß bei der Abschätzung der gesamten Menge des im Darmkanal
ausgebreiteten Speisebreies immer in Betracht gezogen werden, daß er
eine große Oberfläche einnimmt. Vergleicht man jedoch den Inhalt des prall
1) 0. Cohnheim: Zeitschr. f. physiol. Chemie. 33. 451 (1901); 35. 134 (1902); 47.
286 (1906).
?) Vgl. hierza Emil Abderhalden und Peter Rona: Zeitschr. f. physiol. Chemie.
67. 405 (1910). — Emil Abderhalden: Ebenda. 77. 22 (1912).
3) M. Kühne: Virchows Archiv. 89. 130 (1867). — Vgl. auch Fr. Kutscher: Zeit-
schrift f. physiol. Chemie. 25. 195 (1898); 26. 110 (1898) und 28. 88 (1899); Ber. d.
Deutschen Chem. Gesellsch. 38. 4357 (1899); 34. 504 (1900). — M. Siegfried: Zeitschr.
f. physiol. Chemie. 27. 335 (1899). — Vgl. auch ebenda. 38. 259 (1903); 45. 252 (1905).
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