Full text: Die organischen Nahrungstoffe und ihr Verhalten im Zellstoffwechsel (1. Teil)

Vorlesung XXIV. 
Eiweißstoffe und ihre Bausteine. 
8. 
Verhalten der Eiweifstoffe im tierischen Organismus. Ihr Abbau im 
Darmkanal. 
Überblieken wir das, was wir über die Einwirkung der Proteasen 
des Magen-, Pankreas- und Darmsaftes auf Eiweiü wissen, so kommen 
wir zum Schlusse, daf Pepsin die Eiweifkórper in Peptone 
zerlegt, ohne dabei Aminosäuren in Freiheit zu setzen, während 
das Trypsin frühzeitig solche abspaltet, jedoch nicht imstande‘ 
ist, alle Bindungen zwischen den Bausteinen der Proteine zu 
lösen. Eine Zerlegung auch dieser Komplexe führt das Erepsin 
herbei. Wenn wir von Trypsin und von seiner Wirkung sprechen, und 
es bald Proteine, bald Peptone verschiedenster Art abbauen lassen, 80 | 
folgen wir einem allgemein angenommenen Brauche. Es ist jedoch durchaus 
fraglieh, ob das Trypsin einheitlich ist und sowohl auf die versehieden- 
artigsten Proteine. als auch auf viele seiner Abbaustufen eingestellt ist. 
Es ist vielmehr sehr wahrscheinlich, daf das Trypsin eine Mischung ver- 
schiedenartiger Fermente darstellt, und teils Proteasen, teils Peptasen, 
d. h. Fermente, die Eiweib, und solche, die Peptone angreifen, umfaft.') 
Wichtig ist, daf im inaktiven Pankreassaft Erepsin vorkommen kann. 
Es scheint nicht immer zugegen zu sein. Seine Anwesenheit wurde deshalb 
erschlossen, weil inaktiver Pankreassaft Kasein angreifen kann, zugleich 
aber andere Proteine nicht abbaut. Nun besitzt das Erepsin die Eigen- 
schaft, außer Peptonen auch Kasein abzubauen... Wahrscheinlich stellt es 
auch wieder ein Gemenge von Fermenten dar. 
Da wir zur Zeit noch keinen genauen Einbliek in die Struktur der 
Proteine haben, d. h. wohl wissen, daf) Aminosüuren süureamidartig unter 
einander verknüpft sind, dagegen noch nicht mit Bestimmtheit erweisen 
kónnen, ob daneben noch andere Bindungsarten — z. B. in Form von An- 
hydridkomplexen — kernartige Gruppierungen bilden, die zunächst von ein- 
ander gelóst werden, bevor es zum Abbau von Polypeptiden kommt, kónnen 
wir über die einzelnen Vorgänge beim fermentativen Eiweibabbau nur 
wenig aussagen. Gut unterriehtet sind wir über den Abbau von Poly- 
  
7) Vgl. Emil Abderhalden und Anton Fodor: Fermentforschung. 6. 248 (1922). 
 
	        
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