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486 XXIV. Vorlesung.
peptiden. Die bisherigen Erfahrungen über die Hydrolyse von solchen
mittelst peptolytischer Fermente haben ergeben, daß das zusammengesetzte
Molekül nicht auf einmal in seine Komponenten zerlegt wird. Der Abbau
erfolgt vielmehr stufenweise.!) Es wird zunächst am Anfang oder am
Ende der Kette eine Aminosäure unter Aufnahme von Wasser abgespalten
und auf diese Weise die Aminosäurekette um ein Glied gekürzt. Dann
folgt die Abspaltung einer weiteren Aminosäure, bis schließlich nur noch
Eiweiübausteine übrig bleiben.
Für die Entscheidung der Frage, wie weit der Abbau der Peptone
im Darmkanal geht, ehe die Resorption einsetzt, sind die folgenden im
heagenzglasversueh gewonnenen Befunde über den Eiweib- und Pepton-
abbau dureh die Fermente des Darmkanals von grofer Bedeutung. Die
Beobachtung, daß frühzeitig bestimmte Aminosäuren abgespalten werden,
wenn man Pankreassaft auf Eiweiß oder Peptone einwirken läßt, wobei
noch hochmolekulare zusammengesetzte Verbindungen zurückbleiben können,
beweist, daß der Befund von Aminosäuren im Darminhalt nichts
darüber aussagt, wie weit der Abbau der Peptone geht. Es
kommt auf die Art der vorhandenen Aminosäuren an. Der
Reagenzglasversuch hat gezeigt, daß bestimmte Aminosäuren, wie Prolin
und Phenylalanin, erst dann zur Abspaltung gelangen, wenn der größte
Teil der übrigen Aminosäuren in Freiheit gesetzt ist. Treffen wir auf
jene Bausteine des Eiweißes, dann ist der Schluß berechtigt, daß ein tief-
gehender Abbau stattgefunden hat. Im Darmkanal sind die Bedingungen
für einen weitgehenden Abbau besonders günstige. Zuerst trifft der Chy-
mus, der eben aus dem Magen entlassen worden ist, auf das Sekret der
Brunnerschen Drüsen der Duodenalschleimhaut und auf das Pankreas-
sekret. Hier setzt der Abbau energisch ein. Dann wird der Chymus weiter
in tiefere Teile des Dünndarmes geschoben. Es wirkt jetzt vornehmlich
der Darmsaft, in dem das Erepsin besonders wirksam ist. Wir müssen,
falls der Abbau der Proteine und Peptone im Darmkanal ein weitgehender
ist, erwarten, daß im Darminhalt alle Aminosäuren anzutreffen
sind. Das ist nun in der Tat der Fall.?) Es sind alle bis jetzt
bekannten Aminosäuren, soweit auf sie gefahndet wurde, im
Inhalt des Dünndarms aufgefunden worden. Vor allem sind
aueh Prolin und Phenylalanin festgestellt worden.?) Würden wir
den Abbau des ersten, den Magen verlassenden Chymus verfolgen kónnen,
dann würe zu erwarten, daf man entweder nur die zuerst abspaltbaren
Aminosüuren im Darminhalt antreffen würde oder hauptsächlich Amino-
süuren, die erst bei schon weit fortgeschrittenem Abbau der Peptone
erscheinen. Es käme ganz auf den Zeitpunkt der Untersuchung an. In
Wirklichkeit verläuft der Abbau so schnell, daß in kurzer Zeit alle Amino-
säuren zugegen sind. Außerdem wird sofort neuer Chymus nachgeschoben.
!) Vgl. hierzu: Emil Abderhalden und A. H. Koelker, Alfred Gigon, Carl Brahm.:
Zeitschr. f. physiol. Chemie. 51. 264 (1907); 52. 326 (1907); 54. 363 (1908); 53. 251
(1907); 57. 342 (1908).
?) Emil Abderhalden: Zeitschr. f. physiol. Chem. 78. 382 (1912); 81. 315 (1912);
114. 290 (1921). — Vgl. über den Nachweis von Aminosäuren im Darminhalt auch: F.
Kutscher und J. Seemann: Zeitschr. f. physiol. Chem. 35. 432 (1902). — FE. P. Cathcart
und J. B. Leathes: Journ. of Physiol. 38. 462 (1906).
3) Neuere, noch nicht mitgeteilte Versuche bestátigen den Befund aller bis jetzt
bekannten Aminosáuren im Darminhalt.