Full text: Die organischen Nahrungstoffe und ihr Verhalten im Zellstoffwechsel (1. Teil)

  
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62 III. Vorlesung, 
charakterisiert worden. Sie liefert zwei Moleküle Traubenzucker. Die Kon- 
stitution der Zellulose ist ebenso wie die der bereits besprochenen Polysac- 
charide noch in wesentlichen Punkten strittig.?) 
Eine für die Pflanzenwelt bedeutungsvolle Kombination von Zellulose 
mit Lignin — Holzsubstanz — liegt im Holze vor. 
Im tierischen Organismus ist bis jetzt nur ein Polysaccharid dieser 
veihe aufgefunden worden, das ausschlieflich aus Traubenzucker besteht. Es 
ist dies das Glykogen. Diesem kommt biologisch die gleiche Bedeutung zu, 
wie z. D. der Stárke, dem Reservekohlehydrat der Pflanze. Der tierische Or- 
ganismus speichert überschüssige Kohlehydrate in Form von Glykogen in 
den verschiedensten Organen auf. Dieses Polysaccharid wurde fast zur 
gleichen Zeit von Claude Bernard?) und V. Hensen?) entdeckt. 
Claude Bernard. beobachtete schon im Jahre 1848 den hohen Gehalt 
der Leber an Traubenzucker *) und fand, daß sie erst nach langem Hungern 
sehr zuckerarm wird. Wenige Jahre später glückte ihm auch der Nach- 
weis, daß die Glukose in der Leber nicht unmittelbar als solche vorhanden 
ist, sondern erst allmählich aus einer Vorstufe entsteht. Er stellte fest, 
daß die einem eben getöteten Hunde entnommene Leber nach der Aus- 
spülung des Blutes und längerer Durchleitung (40 Minuten) von Wasser 
keinen Zucker an die Spülflüssigkeit mehr abgab. Auch konnte durch Aus- 
kochen eines Leberstückchens kein Zucker erhalten werden. Wohl aber ließ 
sich solcher in reichlicher Menge nachweisen, wenn die frische Leber z. B. 
24 Stunden gelegen hatte. Dies brachte Clawde Bernard auf den Gedanken, 
dab in der Leber eine Substanz vorhanden sei, die in Wasser sich schwer 
löst und unter der Mitwirkung der Lebersubstanz Zucker liefert. Das 
Lebergewebe muß „lebend“ sein, wie der folgende Versuch zeigt. Wird nach 
dem vollständigen Auswaschen.der Leber die eine Hälfte gekocht, so zeigt 
es sich, daß dieses Leberstück keinen Zucker mehr bildet, wohl aber der 
andere nicht gekochte Teil. Claude Bernard hat aber nicht nur die Ent- 
stehung des Zuckers aus einer offenbar kompliziert gebauten Vorstufe ver- 
folgt, sondern es ist ihm auch gelungen, diese darzustellen.5) Die von ihm 
angewandte Methode zur Darstellung des Glykogens ist in ihren Grundzügen 
auch heute noch dieselbe. Sie beruht auf der Beobachtung, daß Alkohol 
') Vgl. hierzu besonders Kurt Hess und W. Wittelsbach: Zeitschr. f. Elektro- 
chemie. 26. 232 (1920). — K. Hess und Ernst Messmer: Berichte d. Deutsch. Chem. 
Gesellsch. 54. 834 (1921). — Kurt Hess: Berichte d. Deutsch. Chem. Gesellsch. 54. 
2868 (1921). — Kurt Hess: Zeitschr. f. angewandte Chemie. 34. 49 (1921). — P. Karrer 
und C. Nägeli: Helv. chem. acta. 4. 169 (1921). — PF. Karrer und Fr. Widmer: 
Ebenda. 4. 174 (1921). — J. C. Irvine und Ch, W. Soutar: J. Chem. Soc. London. 
117. 1489 (1920). — Karl Freudenberg: Berichte d. Deutsch. Chem. Gesellsch. 54. 
767 (1921). — R. O. Herzog und W. Jancke: Zeitschr. f. Physik. 3. 196 (1920). 
“) Claude Bernard: Compt. rend. de l’Acad. des Sciences. 41. 461 (1855); 44. 
1325 (1857); 48. 77, 673, 884 (1859). 
*) V. Hensen: Virchows Archiv. 11. 395 (1857). 
*) Vgl. Claude Bernard und Barreswil: Compt. rend. de 1'Acad. des Sciences. 27. 
514 (1848). — Eine ausgedehnte Studie über das Glykogen verdanken wir E. F! W. 
Pflüger: Das Glykogen und seine Beziehungen zur Zuckerkrankheit. 2. Aufl. Bonn. 
Martin Hager. 1905. — Eine vollstándige Zusammenstellung der Arbeiten von Claude 
Bernard findet sich in: L'oeuvre de Claude Bernard. Paris. J. B. Bailliere et Fils. 
°) Claude Bernard: Leçons sur la Physiologie et la Pathologie du Système nerveux. 
1. 467 (1857). — Vgl. auch Gazette médicale. 28. III (1857). 
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