Vorlesung VII.
Allgemeine Betraehtungen über die Bedeutung des
Zustandes, in dem die in der Zelle enthaltenen Stoffe
in ihr zugegen sind, für die in ihr und ihrer Um-
gebung sich abspielenden Vorgänge.
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I,
Theorie der Lösungen. Die Analogien im Verhalten der Gase und der ge-
lösten Stoffe.
Wir haben bis jetzt in der Hauptsache eine Zustandsart kennen ge-
lernt, nämlich den kolloiden Zustand. Er wird durch die Größe der Teil-
chen in der Lösung begrenzt und zeigt zwischen zwei Grenzen eine große
Mannigfaltigkeit in der Größenordnung der einzelnen Teilchen. Wir haben
an der einen Grenze den Übergang zu den groben Dispersionen von mehr
als O1 p Größe und an der anderen den Anschluß an den molekular-
dispersen Zustand. An diesen sehlieft sich eine weitere Zustandsform am,
die dureh besondere Eigenschaften ausgezeichnet ist, nümlieh der ional-
disperse Zustand. Die Ionen stellen, wie mehrfach betont, einen
Endzustand dar, wenigstens kennen wir keine weitere Teilung über
diese Zustandsform hinaus. Sie hat eine so hohe Bedeutung für das Ver-
stindnis mancher Zellvorgünge erlangt, daf wir den Ionenzustand mit
seinen Eigenschaften genauer kennen lernen müssen. Bekanntlich hat
Faraday die Feststellung gemacht, daß ein durch die Lösung eines
Elektrolyten gesandter elektrischer Strom Wirkungen entfaltet, die quan-
titative Beziehungen aufweisen. Er fand, daf die zersetzte Menge eines
Elektrolyten der Menge des dureh die Lósung gesandten Stromes pro-
portional ist. Ferner stellte er das bedeutungsvolle Gesetz auf, dab beim
Hindurehsenden von gleichen Elektrizitätsmengen durch Lôsungen ver-
schiedener Elektrolyte, an den Elektroden chemisch äquivalente Stoffmengen
abgeschieden werden. Die Beobachtungen über die während der Durch-
leitung eines elektrischen Stromes durch eine Elektrolytlósung an den Elek-
troden zur Abscheidung gelangenden Stoffe führten Groffhus im Jahre 1808
zu der Vorstellung, daf die Moleküle der gelósten Elektrolyte, die zuvor