Full text: Die anorganischen Nahrungstoffe. Die Bedeutung des physikalischen Zustandes der Zell- und Gewebsinhaltsstoffe für ihre Funktionen. Die Fermente, ihr Wesen, ihre Wirkung und ihre Bedeutung. Probleme des Gesamtstoff- und -kraftwechsels. Stoff- und Kraftwechsel einzelner Organe und Zellen (2. Teil)

130 VII. Vorlesung. 
B. Es sei in einem Raum ein Gas unter einem bestimmten Druck 
enthalten und in einem anderen eine andere Gasart unter genau dem 
gleichen Druck. Trotzdem somit kein Druckunterschied besteht, wandern 
die Teilehen beider Gasarten, sobald die Trennungswand beider Räume 
beseitigt wird. Für jedes einzelne Gas herrscht im anderen Raum O-Druck. 
Is findet sich somit ein sehr starkes Gefälle. Jedes Gas zeigt das Bestreben, 
den größtmöglichen Raum einzunehmen. Schließlich enthält jeder Raum 
an jeder einzelnen Stelle von beiden Gasen genau gleich viele Teilchen. 
I. II. III. 
| 
O 10 Atm. | N 10 Atm. | 
| | | 
| | | «« N 
| | | 
| | 0 2 O B5 Atm. | O 5 Atm. 
| 
| N 5 Atm. | N 5 Atm. 
| | 
C. Es enthalten beide Rüume mehrere Gase. Ein Teil der Gase 
steht. in beiden Räumen unter gleichem Druck, bei einem Teil ist das 
nicht der Fall. Die ersteren Gase wandern nicht, während bei den letzteren 
das Druckgefälle die Richtung ihrer Diffusion angibt. Schließlich herrscht 
(III) in beiden Räumen der gleiche Gesamtdruck und ferner für jedes 
einzelne Gas der gleiche Partialdruck. 
  
  
  
  
  
I. IT. 111. 
| | Prof a | 
O04 Atm. O ? Atm. | | O »» O0 | | O 3 Atm. O 3 Atm. | 
N 2 Atm.| N 2 Atm.| | N= N | N 2 Atm.| N 2 Atm. 
CO, 3 Atm. CO, 7 Atm.| | CO, «« CO, | | CO, 5 Atm.| CO, 5 Atm. 
| Nb Atm.| N 5 Atm. | H -—H | | H 5 Atm. 5 Atm.| 
| | | | | s | | 
Gesamt- Gesamt- Gesamt- Gesamt- 
druck druck Gesamtdruck druck druck 
14 Atmo- 16 Atmo- 15 Atmosphären 15 Atmo- 15 Atmo- 
sphären sphären sphären sphären 
Denken wir uns nun an Stelle der Gase gelöste Stoffe, wie Trauben- 
zuckermoleküle usw., so haben wir in jeder Einzelheit genau das gleiche 
Verhalten. Es brauchen nur in den drei Beispielen die Gasarten durch 
feste, gelöste Stoffe ersetzt zu werden. 
Wir sind absichtlich etwas ausführlicher auf diese Gesetzmäßigkeiten 
eingegangen, weil ihre Kenntnis uns das Verständnis des Stoffaustausches 
sehr erleichtert. Wir werden namentlich auch bei der Betrachtung des 
Gaswechsels in den Lungen und Geweben feststellen können, daß die er- 
wähnten Beispiele verwirklicht sind. 
Endlich sei noch auf das Gesetz von Raoult (1883) hingewiesen, das 
besagt, daß man Lösungen von gleichem (osmotischem) Druck 
erhält, wenn man im gleichen Lösungsmittel äquimolekulare 
Mengen der verschiedensten Substanzen zur Auflösung bringt. 
Wir sind somit imstande, jederzeit eine Lösung von bestimmtem Druck 
durch eine andere zu ersetzen, die genau den gleichen Druck aufweist, 
          
   
  
   
   
  
   
   
   
   
  
    
     
  
      
      
   
   
   
   
  
   
  
  
   
   
	        
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