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9 I. Vorlesung.
der Bausteine der Nahrungsstoffe und ihrer Abbaustufen bekannt
ist. Sobald wir von Verbindungen ausgehen, über deren Dau wir keine
genaue Vorstellung haben, beginnt die Unsicherheit in der Deutung der
einzelnen Vorgänge. Leider wissen wir in den meisten Fällen gar nichts
Bestimmtes über die besondere Struktur der zusammengesetzten Be-
standteile der einzelnen Zellen. Eine Ausnahme machen nur die Fette,
von denen wir wenigstens im Prinzip ein allgemeines Bild des Aufbaues
haben. Vielleicht darf man bald auch die Eiweißkörper und die Nuklein-
säuren zu den ihrer allgemeinen Struktur nach bekannten Verbindungen
rechnen. Allein auch die Fette sind im einzelnen Fall noch wenig erforscht.
Wir können von keiner einzigen Zelle aussagen, daß diese und jene genau
charakterisierten Fettarten an ihrem Aufbau beteiligt sind. Wir kennen
immer nur einzelne Bestandteile des Fettgemisches genauer, jedoch in
keinem Falle alle seine Bestandteile. Wir wissen nur, daf die Fette ganz
allgemein esterartige Verbindungen zwischen Alkoholen und Fettsäuren
darstellen. Welcher. Art im einzelnen Falle die Fettsäuren sind, entzieht
sich noch vielfach unserer Kenntnis. Kein einziger Eiweißkörper ist uns
seiner Zusammensetzung nach genau bekannt, ja wir können uns zumeist
gar kein richtiges Bild von seiner Molekulargröße machen. Daß die Zu-
sammensetzüng der Phosphatide noch wenig erforscht ist, haben wir
mehrfach betont. Bei den Kohlehydraten beginnen unsere Kenntnisse der
Strukturverhiltnisse sich zu erweitern, so dab bestimmte Vorstellungen
über die Struktur einzelner Polysaccharide heranreifen können. Bei den
Nukleinsäuren sind unsere Kenntnisse über ihren Bau auch noch nicht
lückenlos. Ferner wissen wir nicht, in welcher Art und Weise in. den
Nukleoproteiden die einzelnen Bestandteile miteinander verknüpft sind.
Die noch sehr weitgehende Unkenntnis des Aufbaus und, wie wir
noch erfahren werden, des: physikalischen Zustandes in allen seinen Fein-
heiten der einzelnen Bestandteile des Protoplasmas der Zellen ist eine der
wesentlichsten Ursachen des immer noch sehr geringen Einblicks in die
Lebensvorgänge der einzelnen Zellarten. Weder kennen wir alle Bestand-
teile des Protoplasmas, noch wissen wir, in welchen Beziehungen sie zu-
einander stehen. Nur eines ist sicher festgestellt, nämlich, daß keinem
Zellbestandteil für sich eine überragende Bedeutung im Zelleben zukommt.
Jedes einzelne Produkt ist wichtig, und nur die Gesamtheit des
sicher auBerordentlich mannigfaltigen Gemenges von Stoffen
sichert den normalen Ablauf und das lückenlose Ineinander-
greifen all der verschiedenartigen Vorgänge in den einzelnen
Zellarten. Es dürfte wohl keine Verbindung auf die Dauer vollständig
entbehrlich sein. Damit soll nicht gesagt sein, daß für jedes einzelne Ge-
schehen in den Zellen ‚stets alle Bestandteile des Protoplasmas unbedingt
notwendig sind. Bald wird diese Gruppe von Stoffen, bald jene den Aus-
schlag geben. Immerhin dürfen wir schließen, daß jeder regel-
mäßig in einer bestimmten Art von Zellen vorkommende Stoff
für diese bedeutungsvoll ist.
Die organischen Verbindungen sind dadurch ausgezeichnet, dab sie
beim Erhitzen unter Luftzufuhr verkohlen und schließlich in Gase über-
gehen. Die stickstofffreien Substanzen liefern. als Verbrennungsprodukte
Kohlensäure und Wasser, die stickstoffhaltigen daneben noch Stickstoff.
Wenn wir Zellen. verbrennen, dann bleibt stets ein Rüekstand, der sich
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