Full text: Die anorganischen Nahrungstoffe. Die Bedeutung des physikalischen Zustandes der Zell- und Gewebsinhaltsstoffe für ihre Funktionen. Die Fermente, ihr Wesen, ihre Wirkung und ihre Bedeutung. Probleme des Gesamtstoff- und -kraftwechsels. Stoff- und Kraftwechsel einzelner Organe und Zellen (2. Teil)

   
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Die anorganischen Nahrungsstoffe. 31 
Das Hämoglobin ist nur dann von Nutzen für den Sauer- 
stofftransport, wenn es in das Stroma eines ,roten* Blutkór- 
perchens eingelagert ist und damit ,beweglich* wird. Der Orga- 
nismus muf somit noch das Stroma des DBiutkórperchens bilden. Wir 
kennen keine anderen Zellen im tierischen Organismus, die in ihrem Bau 
den roten Blutkörperchen gleichen. Es unterliegt keinem Zweifel, daß mit 
dem Hämoglobin auch gleichzeitig das Stroma des Blutkórperchens neu 
gebildet wird. Eine Unsumme von komplizierten Synthesen greifen 
somit ineinander, bis das rote Blutkórperchen dem Blute in 
funktionstüchtigem Zustande übergeben werden kann. An unge- 
zählten Stellen kann der ganze Vorgang zum Stillstand kommen! 
Sicher wird Eisenmangel die Bildung des Hämoglobins und damit auch 
der roten Blutkörperchen hintanhalten. Genau die gleichen Folgen muß es 
auch haben, wenn irgend ein anderer Baustein fehlt. Der Erforschung 
der Pathologie des Blutes und insbesondere der Hämoglobin- 
bildung ist nie ein schlechterer Dienst erwiesen worden als 
durch die einseitige Betrachtung der ganzen sicher außer- 
ordentlich mannigfaltigen Probleme von der sog. Eisenfrage 
aus. Gewiß sind unter den Symptomen der Chlorose verschiedene Krank- 
heitsbilder verborgen und vor allem können ihr ganz verschiedene Ursachen 
zugrunde liegen. Ebenso dürften die reinen Anämieformen verschiedenen 
Störungen der Bildung des funktionstüchtigen roten Blutkörperchens ihre 
Entstehung verdanken. 
Zahlreiche Beobachtungen haben ergeben, daß die einzelnen Stoff- 
wechselvorgänge, mögen sie nun einen Aufbau oder einen Abbau oder die 
Herstellung eines bestimmten Sekretes usw. betreffen, unter der Herrschaft 
ganz bestimmter Organe stehen. Versagt ein solches, dann wird trotz 
Vorhandenseins aller Baumaterialien eine Synthese unterbleiben können. 
Geringfügige Störungen in jenen Organen, die das rote Blutkörperchen 
schmieden, genügen jedenfalls, um seine Bildung ganz in Frage zu stellen! 
Es ist von diesen Gesichtspunkten aus ganz verständlich, daß nicht jede 
sog. Chlorose durch. die Eisentherapie heilbar ist. Hat das Eisen eine 
Wirkung, dann ist es immer noch sehr fraglich, ob es einen direkten 
Anteil am Aufbau des Háàmochromogens genommen hat. Es kann ebenso 
gut eine indirekte Wirkung entfaltet haben, indem es z. B. Organe beein- 
flut hat, die auf die Bildung der Farbstoffkomponente des Himoglobins 
Einfluß haben. 
Wir sind auf das Problem der Eisentherapie der Chlorose nur deshalb 
eingegangen, weil durch Verfolgung der bei dieser mit Eisensalzen gemachten 
Erfahrungen die Erforschung des ganzen Eisenstoffwechsels ins Rollen ge- 
kommen ist. Aus den vorliegenden Versuchen kónnen wir den 
Schluß ziehen, daß in anorganischer Form verabreichtes Eisen 
von der Darmwand aufgenommen wird. Ferner hat sich die 
wichtige Tatsache ergeben, daf nur ein kleiner Teil des Eisens, 
das in die Gewebe übergetreten ist, den Organismus auf 
dem Harnwege verläßt. Der größte Teil wird durch die Dick- 
darmschleimhaut in den Darmkanal ausgeschieden. Unent- 
schieden bleibt zunächst noch die Frage, ob das in anorganischer Form 
zugeführte Eisen Baustein von organischen Verbindungen, z. B. von Hämo- 
globin, wird. 
     
  
  
  
   
  
  
  
  
  
  
  
   
   
   
   
   
   
  
  
  
  
  
  
  
   
   
  
   
    
  
  
  
   
   
  
   
   
  
  
   
  
   
  
  
   
  
  
  
  
  
  
   
  
  
  
  
   
  
  
  
  
    
  
   
    
  
   
   
	        
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