Full text: Die anorganischen Nahrungstoffe. Die Bedeutung des physikalischen Zustandes der Zell- und Gewebsinhaltsstoffe für ihre Funktionen. Die Fermente, ihr Wesen, ihre Wirkung und ihre Bedeutung. Probleme des Gesamtstoff- und -kraftwechsels. Stoff- und Kraftwechsel einzelner Organe und Zellen (2. Teil)

     
     
    
   
   
   
    
   
   
     
   
      
  
     
   
  
    
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
    
   
     
     
   
    
    
  
434 XXIII. Vorlesung. 
lóster Form im Harn. Im allgemeinen kann man die in ihm enthaltenen 
Stoffe als Ausgaben in Rechnung setzen. Der Harn enthült jene festen 
Produkte des Zellstoffwechsels, die ihre Rolle im Organismus ausgespielt 
haben. Sie sind aus Nahrungsstoffen hervorgegangen, die den Zellen vom 
Blute aus zur Verfügung gestellt wurden. Dabei ist es gleichgültig, .ob 
diese eben erst zugeführt wurden oder aber aus Vorrüten herstammen, 
oder gar aus dem Abbau von Zellbestandteilen hervorgehen. Das Wesentliche 
ist, daß es sieh um Stoffe handelt, die dem Zellstoffwechsel angehören. 
Viel sehwieriger ist der Kot zu beurteilen. Seine Bestand- 
teile sind in ihrer Herkunft nicht einheitlich. In ihm sind Reste 
der von zahlreichen Drüsen in den Darm ausgeschiedenen Sekrete ent- 
halten. Sie können je nach der Art der Nahrung ganz beträchtlich sein 
und die Aufstellung einer Stoffwechselbilanz stark stören. Die mit den 
Sekreten nach außen abgegebenen Stoffe haben dem Organismus angehört 
Es sind Zellinhaltsstoffe! Sie müssen daher anders bewertet werden als 
unverdaut gebliebene Nahrungsreste. Wir kommen auf diesen Umstand 
noch eingehend zurück. Ferner enthült der Kot stets eine reichliche Menge 
von Darmbewohnern — Bakterien.) Endlieh führt der Kot unter gewóhn- 
lichen Umständen eine Ausnahme macht der Hungerzustand — An- 
teile der aufgenommenen Nahrung mit sich, die nicht zur Aufnahme in 
den Körper gelangt sind und damit auch nicht den Zellen des Organismus 
zur Verfügung standen. Es ist klar, daß diese Produkte vom Standpunkt 
des Stoffwechsels aus eine ganz andere Bewertung verdienen als jene Stoffe, 
die in den Zellen entstanden und durch die Nieren bzw. Lungen oder 
den diesen homologen Organen zur Ausscheidung gekommen sind. Man wird 
von Fall zu Fall zu entscheiden haben, wie man die Anteile des Kotes 
zu bewerten hat. Handelt es sich um Bestandteile der Nahrung, die un- 
ausgenützt liegen geblieben sind, dann wird man die Einnahmen um den 
betreffenden Betrag an den einzelnen Produkten kürzen und damit die 
Nettoeinnahme feststellen und nur die im Harn auftretenden Stoffe als 
Ausgabe in Rechnung setzen. Beim Eisen und ferner beim Kalzium, der 
Phosphorsäure und vielleicht noch bei anderen Mineralstoffen ist jede Stoff- 
wechselbilanz deshalb unmöglich, weil eine Ausscheidung in den Darm 
hinein erfolgt (vgl. S. 27). Es ist nicht möglich, zu erfahren, welcher An- 
teil z. B. des im Kot enthaltenen Eisens der Resorption entgangen ist, und 
ein wie grofer Teil davon aus den Zellen des Organismus stammt und 
dureh die Diekdarmzellen zur Ausscheidung gelangt ist. 
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Erwühnt sei noch, daf auDer den genannten Ausgaben auch noch 
andere in Betraeht kommen kónnen. Je nach der Tierart spielt die 
Haut beim Gaswechsel eine mehr oder weniger bedeutungsvolle 
Rolle. Die Hautatmung ist bei den Amphibien besonders gro. 
während sie bei den übrigen Tieren eine nur ganz untergeordnete Bedeu- 
tung hat. Dagegen kommen bei diesen andere Ausgaben von seiten dei 
Haut in Frage. Da ist einmal der Abstofung von Epithelien und von 
keratinhaltigen Hautgebilden zu gedenken. Bestündig fallen z. B. Haare 
bzw. Federn aus. Bei Tieren, die einen Winter- und Sommerpelz besitzen 
‘) Der Kot kann bei Verfütterung leicht verdaulicher Nahrung ganz aus Bakterien 
bestehen. Vgl. Thomas B. Osborne, Lafayette Mendel, Albert G. Hogan und Edna 
L. Ferry: Journ. of biol. chem. 18. 177 (1914). 
  
   
   
	        
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