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einbüben, ja man kann sieh wohl vorstellen, daf) die aufgenom-
menen Substanzen unter Umstünden für den Zellstaat weniger
wertvoll sind, als die dureh die erfolgte Anregung zur ver
mehrten Sekretion zur Ausscheidung gelangten Produkte! Wir
wissen z. B., daß der Stickstoffgehalt mancher Pflanzenteile zu einem
grofen Teile von Amiden herrührt. Diese werden ohne Zweifel gut resor-
biert, sie können jedoch, einmal als solche aufgenommen, sicherlich jen-
seits der Darmwand Eiweiß nicht ersetzen. Mit den Verdauungssäften
Abb. 28.
N o» Gramm im Laufe von 2 Stunden
oO /
Stunden
1. 8. Márz 1882. 500g Fleisch-|-50 g Speck-}350 cm3 Wasser.
2. 15. Dezember 1881. 1000g Fleisch - 200 e»? Wasser.
3. 27. Juni 1882. 1500 ¢ Fleisch -+- 500 cm3 Wasser.
Das Tier befand sich an allen drei Tagen im Stickstoff-
gleichgewicht.
ergießen sich spezifisch gebaute
Proteine in den Darmkanal, die
der Organismus wieder ersetzen
muf. Die aufgenommenen Amide
sind kein Ersatz für diese Eiweif-
arten! "Trotz der festgestellten
besseren Ausnutzung der stick
stoffhaltigen Bestandteile der
Pflanzennahrung bleibt die Tat-
sache bestehen, daß ihr Nutz-
effekt hinter dem der animali-
schen Nahrung zurücksteht, ja
die Feststellungen Rubners über
die vermehrte Absonderung von
Verdauungssäften im Gefolge
von Pflanzennahrung und das
Verlorengehen eines ganz er-
heblichen Teiles davon mit dem
Kote lassen den für den ge-
samten Organismus in Betracht
kommenden Wert der pflanz-
lichen Nahrungsmittel je
nach ihrer Art in verschiedenem
Maße — noch unter die an-
genommenen Grofen sinken, so-
weit die stickstoffhaltigen Sub-
stanzen in Frage kommen.
Kehren wir nun zur Brot-
frage zurück. Wir blieben bei
der Frage naeh dem Werte des
Kleiegehaltes im positiven oder
negativen Sinne stehen. Nach den eben gemachten Darlegungen kann es kaum
einem Zweifel unterliegen, daf) die biologische Wertigkeit des Mehles bzw. der
aus ihm dargestellten Backwaren durch einen erhöhten Kleiegehalt nicht
erhöht, sondern vermindert wird. Die Kleie wird nur zum geringen Teil im
Darm abgebaut bzw. verändert, ein großer Teil davon findet sich im Kote
wieder.!) Sie verursacht eine vermehrte Darmsekretion und steigert damit
') Vgl. die entgegengesetzte Ansicht von
Physiol. 38. 59 (1915). — Vgl. hierzu auch Marx
124. 1919.
M. Hischech: Skand. Archiv für
Rubner: Archiv f. (Anat. u.) Physiol