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Arbeit in engen Grenzen jederzeit den gleichen Zustand herbeizuführen,
nämlich den Zustand der Ruhe. Freilich kommt es dabei sehr darauf an,
ob das Versuchsindividuum dabei liegt und alle Skelettmuskeln, soweit
das möglich ist, entspannt, oder ob es z. B. sitzt oder gar steht. Die besten
vergleichbaren Werte liefert der Organismus im Schlafe. Es ist nämlich
sehr schwierig, im wachen Zustande in liegender Stellung alle Muskeln
gleichmäßig zu entspannen und noch viel schwerer ist es, beim Stehen,
bei dem unter gewöhnlichen Verhältnissen stets Skelettmuskeln in Tätigkeit
sind, genau die gleiche Stellung zu wiederholen. Die Nackenmuskulatur
muß den Kopf durch aktive Tätigkeit aufrecht halten, ferner sind Muskel-
wirkungen notwendig, um zu verhindern, daß der Körper im Hüftgelenk
hintüber und im Sprunggelenk vornüber fällt. Den Wärmehaushalt können
wir durch Innehaltung bestimmter Bedingungen, wie Außentemperatur usw.,
leicht innerhalb gewisser Grenzen gleich halten. Sobald wir den Energie-
wechsel unter Bedingungen untersuchen, die nach irgend einer Richtung
aus dem Rahmen des für uns Gewöhnlichen herausfallen, wie z. B. hohe
oder niedrige Außentemperaturen, so ergeben sich Besonderheiten. Wir
werden auf die Frage, wie der Warmblüter seine Körpertemperatur auch
dann, wenn in der Umgebung die Temperatur sich ändert, in engen Grenzen
konstant erhält, noch zurückkommen.
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Zahlreiche Versuche haben ergeben, daß der Minimalbedarf des
erwachsenen Menschen in 24 Stunden rund 1700 Kalorien be-
trägt. Daraus ergibt sich pro Stunde und pro Kilogramm
Körpergewicht ein Energiebedarf von rund einer Kalorie. Es
kann nicht genug hervorgehoben werden, daß diese Werte nur für absolute
Ruhe und im nüchternen Zustand Gültigkeit haben. Kommt Nahrungs-
aufnahme hinzu und sind Muskelwirkungen vorhanden, die zuı
Aufrechthaltung des Körpers und zu Stellungsänderungen not-
wendig sind, ohne daß jedoch eigentliche körperliche Arbeit
geleistet wird, dann ergibt sich für einen 70 kg schweren
Menschen ein Energieumsatz, der 2400 Kalorien entspricht
d. h. pro Kilogramm Körpergewicht und pro Stunde sind
143 Kalorien notwendig.
Es war nun von allergrößtem, auch praktischem Interesse, festzu-
stellen, wieviel an Energie mehr verbraucht wird, wenn zum Minimal
bzw. Ruhestoffwechsel eine bestimmte Arbeitsleistung hinzukommt. Nun
wissen wir, daß eine Kilogrammkalorie rund 425 kgm Arbeit üquivalent
ist. Das Problem war, zu entscheiden, ob die der. geleisteten Arbeit äqui-
valente Energiemenge ausreicht oder aber, ob mehr Energie notwendig
ist. Die nach dieser Richtung ausgeführten Versuche an Tieren und an
Menschen haben übereinstimmend ergeben, daß für eine bestimmte Arbeits-
leistung bedeutend mehr Energie erforderlich ist, als dem Wärmeäquivalent
entspricht. In der folgenden Tabelle sind solche Versuche zusammengestellt
Sie ergeben Vergleiche zwischen der umgesetzten Energie bei Ruhe und
bei Arbeitsleistung. Die Differenz des Energieumsatzes der Ruhe- und der
Arbeitsperiode ergibt die Energiemenge, die mehr verwendet worden ist,
um eine bestimmte Arbeitsleistung zu vollführen. Berechnen wir aus dieser
das entsprechende Wärmeäquivalent, dann erkennen wir, wieviel Energie
mehr umgesetzt worden ist, als unbedingt für die Durchführung der ge-
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