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Die Bedeutung des Zustandes der Zellbestandteile für ihre Funktionen. Ti
wandten physikalischen Chemie und der Grundwissenschaft sind immer
engere geworden, und zwar deshalb, weil weder die Vorstellungen der
Strukturchemie, noch die Erweiterung auf das Gebiet der Konfiguration,
d.h. der Anordnung der Atome im Raume, noch die allgemeinen Gesetze
über die Bedeutung der Valenz usw. die Müglichkeit erschlossen haben,
die Zellvorgànge in allen Einzelheiten zu verstehen. Wohl können wir uns
ein Bild darüber machen, wie Kohlehydrate, Fette und ihre Bausteine,
ferner Aminosäuren usw. verwandelt werden, ja wir können manche Er-
gebnisse der Zelltätigkeit im Reagenzglas nachahmen, es sind jedoch wohl
ausnahmslos die Bedingungen, unter denen bestimmte Zellvorgänge sich voll-
ziehen, ganz andere als diejenigen, die wir im Laboratorium vor uns haben.
Diesen ganz besonderen Bedingungen in den Zellen und Geweben
auf den Grund zu kommen, ist schon lange die Sehnsucht aller Forscher.
Wir möchten gerne wissen, wie die einzelnen Vorgänge verlaufen. Es
genügt uns durchaus nicht, festzustellen, dab z. D. bestimmte Zellarten
aus Aminosäuren Harnstoff hervorgehen lassen. Es befriedigt uns auch
nicht, zum Ausdruck bringen zu können, daß höchstwahrscheinlich Keto-
säuren als Zwischenstufen auftreten, nachdem zuvor die Aminogruppe
unter Oxydation entfernt worden ist! Auch die so interessante Beob-
achtung der -Oxydation der Fettsäuren bedeutet keine Erklärung des
ganzen Vorganges. Der Hinweis darauf, daß überall Fermentvorgänge ein-
greifen, erklärt. die Vorgänge auch nicht! So hat sich immer mehr der
Gedanke gefestigt, daß der Zustand, in dem die einzelnen Zellbestandteile
in der Zelle zugegen sind, von grundlegender Bedeutung für ihre Funktionen
sein muß. Diese Erkenntnis spornte von jeher die Forscher auf dem Gebiete
der physikalischen Chemie an, alle Kräfte einzusetzen, um einen immer
tieferen Einblick in die Zustände, unter denen Stoffe in Lósungen vor-
kommen können, zu gewinnen. Es lockte als Lohn ein tieferes Eindringen
in die Zellvoreüinge! Heute ist ein Studium der Physiologie ohne
Theoretische Chemie vom Standpunkte der Avogadroschen Regel und der Thermo-
dynamik. Ferdinand Enke. Stuttgart 1922. — Otto Sackur: Lehrbuch der Thermochemie
und Thermodynamik. J. Springer. Berlin 1912. — Wolfgang Ostwald: Grundrif der
Kolloidehemie. 3. Aufl. Theodor Steinkopff. Dresden und Leipzig 1912. — Leonardo
Cassuto: Der kolloide Zustand der Materie. (Deutsche Ausgabe von Johann Matula.)
Theodor Steinkopff. Dresden und Leipzig 1912. — P. P. v. Weimarn: Grundzüge der
Dispersoidchemie. "Theodor Steinkopft. Dresden und Leipzig 1913. — Derselbe: Zur
Lehre von den Zustünden der Materie. Ebenda 1914. — Richard Zsigmondy: Kolloid-
chemie. Otto Spamer. Leipzig 1912. — Herbert Freundlich: Kapillarchemie. Eine Dar-
stellung der Chemie der Kolloide und verwandter Gebiete. Akad. Verlagsouchhandl.
Leipzig 1922. — Leonor Michaelis: Dynamik der Oberflächen. Zur Einführung in bio-
logische Oberflächenstudien. Theodor Steinkopff. Dresden 1909. — Raphael Ed. Liese-
gang: Beiträge zu einer Kolloidchemie des Lebens. Theodor Steinkopff. Dresden 1909. —
Karl. Jellinek: Lehrbuch der physikalischen Chemie: 4 Bände (1. Band erschienen). Fer-
dinand Enke. Stuttgart 1914. — H. J. Hamburger: Osmotischer Druck und Ionenlehre
in den medizinischen Wissenschaften. 3 Bände. J. F. Bergmann. Wiesbaden 1902. — Rudolf
Höber: Physikalische Chemie der Zelle und der Gewebe. 5. Auflage. Wilhelm Engelmann.
Leipzig 1922/23. — Jacques Loeb : Vorlesungen über die Dynamik der Lebenserscheinungen.
Johann Ambrosius Barth. Leipzig 1906. — H. Bechhold: Die Kolloide in Biologie und
Medizin. 2. Aufl. Theodor Steinkopft. Dresden und Leipzig 1919. — 7. B. Robertson:
Die physikalische Chemie der Proteine. Theodor Steinkopff. Dresden und Leipzig 1912.
— Wo. Ostwald: Die Welt der vernachlässigten Dimensionen. Theodor Steinkopff.
Dresden und Leipzig 1922. — E. Eichwald und A. Fodor: Die physikalisch-chemischen
Grundlagen der Biologie. J. Springer. Berlin 1919. — H. Handovsky: Leitfaden der
Kolloidehemie. Theodor Steinkopff, Dresden und Leipzig, 1922.
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