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weicher ſchleimigter Saft, nach und nach aber als eine maſerigte Holzmaſſe
auswächſt, ſo wie man solches auch bey andern heilenden Verwundungen an
der Borke und an dem jungen Holze der Bäume wahrnimmt: denn die eigents
lichen Holz- und Rindenlagen des Reiſes und Stammes verbinden ſich in dem
erſten Jahre nicht unmittelbar, und nur in den folgenden Jahren bilden der
Stamm und das Reis über der Verbindungsſtelle gemeinſchaftliche Holzlagen
und Jahrsringe. Dieſe Vereinigung geschieht gleich nach dem Pfropfen oder
Oculiren auch nicht auf der ganzen Abſchnittsfläche des Reiſes und. auf allen
Berührungspunkten deſſelben mit dem Stamme, ſondern nur oft auf einigen
ſehr kleinen Stellen, welches hinlänglich iſt, künfcig ein gänzliches Verwachſen
zu befördern, weil das Röhrengewebe der Bâume, wie das Geäder der Ani-
malien, unter ſich mit unendlich vielen Faſern und Nebenröhren in gemeinſchaft-
licher Verbindung steht, wodurch der Umlauf und die Anziehung des Safts
auch bey der Beſchädigung eines großen Theils solcher Röhrengefäße durch die
übrigen unbeschädigten unterhalten und hergeſtellet wird. Da nun an einem
in gutem Wachsthum ſtehenden Baume eine Verwundung ehender, als an
einem ſchwächlichen Stamme, ausheilt, und das Pfropfen ſowohl für den
Stamm als für das Reis als ein gewiß gefährliches Unternehmen und als eine
ſtarke Verwundung anzusehen iſt: ſo müſſen auch beyde eine geſunde Triebs-
kraft haben, um dieselbe auszuhalten, und um die ihnen zum künftigen gemeins
ſchafclichen Leben nöthige Vereinigung gehörig bewirken zu konnen.
§. . 159.
Durch das Pfropfen erhält man dieselbe Art des Baums, von der das
aufgesetzte Reis oder Auge genommen iſt, und man iſt nicht im Stande, damit
eigentliche Varietäten oder Spielarten hervorzubringen, wie es in vielen Fällen
bey Fruchtbäumen durch den Saamen von einer fremden Beſchwängerung mögs
lich iſtz auch kann durch ein wiederholtes Pfropfen eines Reiſes auf den
Stamm, auf welchem dieses gewachsen iſt, die Art desselben nicht verändert
werden, wie einige Gärtner behaupten, indem das leztaufgeſelzte Reis nur
ſeine ihm eigene Frucht bringet, indessen habe ich doch bey einigen Pfropfuns
gen, die ich in der Abſicht gemacht habe, ziemlich auffallende Mitwirkungen des
gepfropften Stamms auf das Reis geſehen. So habe ich z. B. von denſelben
Reisern einer beurée griſle die auf O.uittenſtämme und auf Wildlinge aus dem
Kern guter Baumarten gepfropft waren, beſſere Früchte erhalten, als von
ſolchen, die ich auf Holzbirnſiämme gepfropfet hatte.
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